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Acht junge Käuze werden ausgesetzt. | Die größte Eule der Wälder Österreichs verschwand 1950. | Mauersegler brüten jährlich von April bis August in Wien. | Wien. Die zotteligen, dunkelgrauen Federknäuel mit schwarzbraunen Augen und langem Schnabel piepsen aufgeregt in ihrer Voliere - noch ahnen die jungen Habichtskäuze (Strix uralensis) nicht, dass sie im Juli als Erste ihrer Art in Österreichs Wäldern wieder angesiedelt werden sollen. Diese Woche wurden die acht Nachzuchten getauft, "Strixi", "Fiwi" und "Flinker Fridolin" heißen einige.
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Bereits im Herbst des Vorjahres ist das Wiederansiedelungsprojekt von einer Forschergruppe am Institut für Wildtierkunde und Ökologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien gestartet worden. Ziel ist, die ehemals größte Eulenart der heimischen Wälder in diese zurückzuholen, nachdem sie hier Mitte des 20. Jahrhunderts verschwand. Als Ursache galten Lebensraumverluste und illegale Abschüsse. Aufgrund der Ausweisung von Schutzgebieten und der sukzessiven Umstellung auf nachhaltige Waldbewirtschaftung haben sich die Lebensbedingungen für den Habichtskauz wieder verbessert. "Ein idealer Zeitpunkt für die Wiederansiedelung", meint Projektleiter Richard Zink.
Nester in Hausfassaden
Während die mächtigen Wächter des Waldes ihre einstige Heimat zurückerobern, besuchen die schlanken Mauersegler (Apus apus) mit langen Flügeln und kurzem, gegabeltem Schwanz wieder die Großstadt. Wie jedes Jahr kamen sie von Afrika nach Wien, um hier von Ende April bis Anfang August zu brüten. "Sie legen ihre Eier in Löcher von Fassaden oder in Hohlräume unter Dachrinnen und Fensterbänken", erklärt Susanna Martinek von der Vogelschutz-Vereinigung "BirdLife" gegenüber der "Wiener Zeitung". Mauersegler bleiben ihrem Standort - sowie ihrem Partner - meistens treu. "Falls die Fassade eines Hauses, in der eine Vogelkolonie jährlich gebrütet hat, während der Wintermonate renoviert worden ist, bietet sie keine geeigneten Löcher als Brutplätze mehr", sagt Martinek, "dann kann es passieren, dass die gesamte Vogelschar keine Eier legt."
Trotz derartiger Verluste seien die Bestände der Mauersegler in Wien seit Jahren konstant, die Art gilt nicht als gefährdet. Ihre Anzahl schwankt laut Martinek zwischen 5000 und 12.000 Besuchern pro Saison - die Vögel sind äußerst schwierig zu erfassen, da sie den größten Teil ihres Lebens in der Luft verbringen. Während ihres Fluges fressen sie Insekten und Spinnen, sammeln Material für den Nestbau oder schlafen sogar. Martinek: "Aber die meiste Zeit umkreisen und beobachten sie die Stadt."
Nicht das Panorama von Wien, sondern Waldlichtungen sind für Habichtskäuze interessant, die sie von der Luft aus nach Leckerbissen absuchen: Mäuse aller Art. Diese in freier Wildbahn zu finden, müssen die acht nachgezüchteten Jungtiere jedoch erst lernen. Daher sind sie bis zur Freilassung in einem besonders großen Gehege untergebracht, wo sie jagen können. Zink: "Schließlich werden sie im Wildnisgebiet Dürrenstein und im Biosphärenpark Wienerwald ausgesetzt."
Sender im Federkleid
Allerdings sollen sie nicht abrupt, sondern schrittweise von ihren Eltern getrennt werden. "Diese werden in einer Voliere noch einige Zeit am Ort der Freilassung aufgestellt", erklärt Zink, "damit die Vögel Blick- und Lautkontakt pflegen können und die Jungen nicht sofort in alle Himmelsrichtungen verschwinden." Aber auch wenn das passiert - ein im Federkleid befestigter Sender hilft, dass die neu angesiedelten Käuze wieder gefunden werden. Außerdem tragen sie zur Identifizierung einen Chip unter der Haut.
Während die Jungtiere dann ihre Freiheit auskosten, werden die Eltern zurück auf die Forschungsstation gebracht werden, wo sie erneut Eier legen sollen. "Denn unser Plan ist, viele weitere Nachzuchten in den Wäldern auszusetzen", sagt Zink, "damit sie sich hier selbständig vermehren." Mit den Mauerseglern werden sie dabei nicht um geeignete Brutplätze kämpfen müssen - obwohl diese ursprünglich auch in Bäumen oder Felsenspalten genistet haben. Durch Lebensraumverluste sind die Langstreckenzieher im Gegensatz zu den Käuzen jedoch nicht verschwunden, sondern haben bereits im Mittelalter ihre Nische in der Stadt gefunden.