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Waffengewalt löst politischen Konflikt nicht

Von Klaus Huhold

Analysen

Die Lage in Bangkok käme einem Bürgerkrieg immer näher, sagte einer der Führer der Protestbewegung, Jatuporn Prompan. Tatsächlich haben die Kämpfe in den vergangenen Tagen ein Ausmaß an Brutalität erreicht und eine Anzahl an Todesopfern gefordert, dass die Zustände fatal an einen Bürgerkrieg erinnern. Das Militär richtete gar "Live Fire Zones" ein: In diesen Sperrgebieten dürfen die Soldaten auf jeden schießen, es muss weder Notwehr noch ein Angriff der Demonstranten vorliegen. Das heißt auch, jeder Passant, der sich in diese Gebiete verläuft, kann ohne Vorwarnung erschossen werden.


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Wie anders waren da noch die Bilder vor ein paar Wochen, als die Proteste ihren Anfang nahmen. Premier Abhisit Vejjajiva und sein Team verhandelten mit Vertretern der Rothemden, die im Fernsehen übertragenen Gespräche waren betont höflich. Doch die Verhandlungen sind gescheitert, nun beherrschen martialische Töne die Debatte. Ein Dialog zwischen den beiden Seiten ist in weite Ferne gerückt.

Auf Dauer werden die Demonstranten der Übermacht des Militärs wenig entgegensetzen können. Die bange Frage scheint im Moment nur, wie viele Menschen noch mit ihrem Leben bezahlen müssen, wenn nicht doch noch ein Dialog einsetzt oder die Rothemden freiwillig abziehen.

Weiterer Aufstand droht

Aber auch wenn die Proteste in Bangkok aufhören - der Konflikt ist damit noch lange nicht beendet, ganz im Gegenteil. Denn eines haben die Rothemden in den vergangenen Wochen bewiesen: Dass sie über eine große Mobilisierungskraft verfügen, gut organisiert sind und beträchtliche finanzielle Ressourcen besitzen - Proteste über fast zwei Monate aufrecht zu erhalten, kostet eine Menge Geld. Als großer Financier im Hintergrund wird dabei übrigens der im Exil lebende Ex-Premier, der Milliardär Thaksin Shinawatra, vermutet.

Die Rothemden können also jederzeit wieder zuschlagen und die Proteste auch in andere Provinzen tragen. Es gibt schon die ersten Berichte über Kundgebungen und Auseinandersetzungen im Norden des Landes. Die Regierung fürchtet die Ausweitung der Proteste: Sie hat schon für mehr als ein Viertel des Landes den Ausnahmezustand ausgerufen.

Vor allem im Norden besitzen die Rothemden ein gewaltiges Mobilisierungspotential. Dort leben viele arme Landbewohner, die die Oppositionsbewegung unterstützen, von dort stammt der von vielen Armen verehrte Thaksin.

Es droht also jederzeit ein weiterer Aufstand. Verhandlungen wären wichtiger denn je. Doch die vielen Toten haben den Graben zwischen Regierung und Oppositionellen weiter aufgerissen. Thailand entfernt sich immer mehr von einer Lösung seines gefährlichen politischen Konflikts.