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Wahl als Reifetest

Von Peter Bochskanl

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Der unsägliche Ausritt der FPÖ-Präsidentschaftskandidatin Barbara Rosenkranz gegen das Verbotsgesetz hat seine gebührenden Antworten erhalten, vom amtierenden Bundespräsidenten bis zum Kardinal, in allen Nachrichten- und sonstigen einschlägigen Sendungen des ORF inklusive "im Zentrum" am Sonntag. Hier gilt es den Anfängen zu wehren und die Wählerschaft über die wahre politische Gesinnung von Bewerbern um das höchste Amt im Staat aufzuklären. Rosenkranz selbst hat sich natürlich nicht in die Diskussionsrunde gesetzt. Stellung genommen hat sie erst am Montag in einer Pressekonferenz. Während "im Zentrum" das Thema mit "Wie rechts ist Österreich?" über einen weiteren Bogen spannte, brachte Puls 4 die Sache im "Talk of Town" einen Tag später mit dem Titel "Erlebt Österreich noch einen Waldheim-Wahlkampf?" möglicherweise zielgerichteter auf den Punkt.


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Denn wer sagt denn, dass Rosenkranz und die FPÖ nicht mit bewusster Provokation und kaum wirksamer nachfolgender Missverständnis-Erklärung genau das auslösen wollen, was vor 24 Jahren die Affäre Waldheim bewirkt hat: nicht nur die Mobilisierung der Ewiggestrigen und ihrer Epigonen, sondern durch Entfachen eines Entrüstungssturms des Auslandes auch noch die Motivierung von "Jetzt-erst-recht"-Wählern?

Damit wird die Bundespräsidentenwahl zum Test für die Überzeugungskraft der aufrechten Demokraten und hoffentlich zur Feststellung der letztlich verschwindenden Minderheit der unbelehrbaren Rechten. Und zum Nachweis, wie sich die demokratische Reife der Bevölkerung im letzten Vierteljahrhundert entwickelt hat.