Parteien sind verboten - dennoch verschiedene Lager. | Manama. (dpa) International bekannt ist der Golfstaat Bahrain vor allem wegen seiner Formel-1-Strecke und weil die 5. Flotte der US-Armee dort ihren Stützpunkt hat. In dem kleinen Inselstaat wird am Samstag ein neues Parlament gewählt. Das Königreich hat nur 318.668 Wahlberechtigte. Trotzdem blickt die arabische Welt mit großer Spannung auf die Parlamentswahl. Denn die politischen Rivalitäten zwischen sunnitischen und schiitischen Muslimen haben in den vergangenen Jahren zugenommen - vor allem im Irak und im Libanon.
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In Bahrain, wo die Bevölkerungsmehrheit schiitisch und das Herrscherhaus sunnitisch ist, wird zwar gerne so getan, als habe man mit diesen Entwicklungen nichts zu tun. Doch die Wochen vor der Wahl waren diesmal mehr als turbulent. Mehrere Websites und Publikationen der Opposition wurden verboten. Die Sicherheitskräfte nahmen mehrere schiitische Kritiker der Regierung unter "Terrorverdacht" fest. Einem bekannten schiitischen Geistlichen entzog man die Staatsbürgerschaft. Es kam zu Protesten. Die schiitische Wifak-Gesellschaft, die bisher 18 der 40 Sitze stellt, versuchte zu beschwichtigen. "Wir wollen nicht, das Molotowcocktails fliegen", sagte ihr Vorsitzender, Scheich Ali Salman.
Unterdessen hoffen die neun weiblichen Kandidaten, dass nun erstmals eine Frau gewählt wird. Bei der Wahl 2006 hatten 18 kandidiert, aber keine hatte genug Stimmen erhalten. Latifa al-Gaoud zog zwar trotzdem als erste Frau ins Parlament ein, aber nur, weil es in ihrem Wahlbezirk damals keine Gegenkandidaten gab.
Parteien sind in Bahrain verboten. Trotzdem lassen sich die Politiker verschiedenen Lagern zuordnen. Neben der Wifak haben die moderaten sunnitischen Islamisten und die radikalen Islamisten (Salafisten) großen Einfluss. Die schiitische Bewegung für Freiheiten und Demokratie (Hakk) boykottiert die Wahl. Diesmal treten mehrere unabhängige Geschäftsleute an, die sich in der nun ablaufenden Legislaturperiode über Korruption und Missmanagement geärgert hatten.
Viele bahrainische Oppositionelle beklagen, dass die Macht des gewählten Parlaments zu gering sei. Die Mitglieder der zweiten Kammer werden von König Hamad bin Isa al-Khalifa ernannt.