Abseits des Parlaments läuft der wichtige Kampf um Gouverneursposten. | Washington. Zwei Milliarden Dollar - das hat der Kongresswahlkampf in den USA laut Schätzungen bisher gekostet. Das ist historischer Rekord: Noch nie haben die Kandidaten für das Repräsentantenhaus und den Senat so viel Geld für ihre Werbemaßnahmen ausgegeben. Firmen pulvern ihre Dollars in die Kampagnen der Kandidaten, um ihre Interessen zu wahren. Und das sind nicht nur amerikanische Firmen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Einem Bericht der französischen Online-Zeitung "Rue89" zufolge haben beispielsweise Unternehmen wie Frankreichs Atomfirma Areva oder der Pariser Pharmakonzern Sanofi-Aventis beträchtliche Beträge investiert, um sich die Gunst des einen oder anderen Kandidaten zu sichern, so er in den Kongress einzieht.
Mehr Geld steht derzeit den Republikanern zur Verfügung, die einen flächendeckend Angriff auf die am 2. November zur Wahl stehenden Sitze im Kongress gestartet haben. Die Mehrheit im Repräsentantenhaus, der zweiten Kammer des amerikanischen Parlaments, ist den Konservativen laut Umfragen so gut wie sicher. Doch sie wollen mehr und versuchen, auch den Senat unter Kontrolle zu bringen. Das würde den demokratischen Präsidenten Barack Obama politisch lähmen. Könnten doch die Republikaner im Kongress jedes seiner Projekte blockieren.
Während die Republikaner aus dem Vollen schöpfen und praktisch um jeden einzelnen Sitz kämpfen, konzentrieren sich die Demokraten auf eine Strategie der Schadensbegrenzung. Ein Dutzend Sitze haben sie offensichtlich bereits kampflos aufgegeben und konzentrieren sich nur mehr auf jene mit den besten Aussichten.
Weniger Beachtung als die Kongresswahlen finden in den Medien die ebenfalls stattfindenden Gouverneurswahlen. Das, obwohl diesmal mit 37 Gouverneurssitzen mit einer einzigen Ausnahme so viele wie noch nie in der Geschichte der USA zur Wahl stehen.
Dabei bergen die Gouverneurswahlen mit Hinblick auf die Präsidentschaftswahlen 2012 wahrscheinlich die größte Brisanz. Denn von der Unterstützung durch die Gouverneure hängt zu einem Großteil auch der Erfolg der Präsidentschaftskandidaten ab. Somit erfolgt hier bereits eine Weichenstellung für die Präsidentschaftswahlen 2012. Bei Kalifornien oder Texas ist es zwar egal, welche Partei den Gouverneur stellt, da diese Bundesstaaten bei Präsidentschaftswahlen ganz klar den Demokraten einerseits und den Republikanern andererseits zugerechnet werden. Anders verhält es sich aber bei Staaten wie Michigan oder Pennsylvania. Sie "tendieren bei Präsidentschaftswahlen stark zu den Demokraten", erklärte Alexander Burns, politischer Analytiker bei der Zeitschrift "Politico", doch wenn sich dort die Republikaner als Gouverneure durchsetzen, schadet das dem Präsidenten bei der nächsten Wahlen.
Besonders genau werden die Staaten Florida und Ohio beobachtet. Immerhin besagt ein politisches Sprichwort in den USA: "As Ohio goes, so goes the nation" ("Wie Ohio wählt, so wählt das Land"). Der Verband demokratischer Gouverneure pulvert bereits das meiste Geld in diese Schlüsselstaaten und auch Obama konzentriert sich ganz offensichtlich bei seiner Wahlkampftour auf diese Staaten, die seine Zukunft als Präsident entscheiden könnten.