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Wahl zwischen KP und FN

Von Andreas Osterhaus

Politik

Marseille - Frederic Dutoit zählt zu einer aussterbenden Art. Aber der kommunistische Bezirksbürgermeister aus Marseille ist voller Zuversicht. "Wir werden gewinnen", sagt der 46-Jährige vor der Stichwahl für die französische Nationalversammlung. Was Dutoit gewinnen will, ist das Abgeordnetenmandat in einem außergewöhnlichen Bezirk: Am Sonntag gibt es im Norden von Marseille nur noch die Wahl zwischen den Extremen - dem Kommunisten Dutoit und Jean-Pierre Baumann von der "Nationalen Front" (FN).


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Während sich die einst bedeutende Kommunistische Partei (PCF) landesweit im Niedergang befindet, dürfte Dutoit den FN-Kandidaten besiegen, ein wenig die Ehre der Partei retten und einer der wenigen PCF-Abgeordneten im neuen Parlament sein.

Mit dem "Front National" des gescheiterten Präsidentschaftsbewerbers Jean-Marie Le Pen sei "keine Debatte möglich", sagt Dutoit. Die FN stehe für "Ausländerfeindlichkeit und Rassismus". Seinen Gegenkandidaten kennt er, meidet ihn aber. Bei der Stichwahl vor fünf Jahren errang die FN in diesem Problembezirk 42 Prozent der Stimmen. Deshalb hat Dutoit den "Zusammenschluss" der Linken gegen die "Gefahr der Rechtsextremen" beschworen.

Landesweit trafen die Linken vor der Parlamentswahl Absprachen in 170 der 577 Wahlkreise, ausgerechnet in Dutoits Bezirk ging das schief: Ein Teil der Sozialistischen Partei (PS) suchte den Machtkampf, die Parteizentrale schickte Patrick Mennucci ins Rennen gegen Dutoit. Darüber gab es riesigen Ärger, drei südfranzösische Größen traten aus der PS-Führung aus. Das ganze Spiel erwies sich als überflüssig: Mennucci kam vergangenen Sonntag nur auf 24 Prozent. Nach dem Desaster zog er die Notbremse und empfahl für die Stichwahl den Kommunisten.

Für Dutoits gute Wahlaussichten gibt es viele Gründe: Sein Wahlkreis ist seit 75 Jahren eine KP-Bastion. Und Dutoit versteht etwas von den lokalen Problemen, er wurde im Norden von Marseille geboren und trat der PCF schon mit 19 bei.

Beklemmende Zustände herrschen in der Trabantenstadt Plan d'Aou. "Sobald es dunkel wird, machen hier alle Läden dicht", sagt ein Kneipenbesitzer. Zwischen verrotteten Betonbauten vertreiben sich ein Dutzend junge Männer mit lauter Musik die Zeit. "Die machen hier das Gesetz", sagt ein Anwohner. Jeder wisse, dass an diesem Platz gestohlene Autos gehandelt würden. "Aber Polizei und Justiz machen ihre Arbeit nicht." Dutoit verspricht, er werde "das Terrain bearbeiten, auf dem der Front National die Früchte sammelt". Dafür müsse vor allem die Arbeitslosigkeit gesenkt werden. Auch den staatlich geförderten Wohnungsbau will er einsetzen. In Plan d'Aou werden gerade neue Wohnungen für mehr als tausend Einwohner fertig gestellt.