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Österreichische Wissenschafter entwickelten statistisches Verfahren.
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Wien. Jeder weiß es, aber niemand kann es beweisen: Wahlergebnisse vor allem in autoritär regierten Ländern wie Weißrussland werden systematisch gefälscht; bisher war es aber kaum möglich, den Wahlbetrug quantitativ nachzuweisen. Doch nun haben österreichische Wissenschafter eine statistische Methode entwickelt, die es erlaubt, festzustellen, welches Wahllokal in welchem Ausmaß von "Ballot Stuffing" betroffen ist - beim "Stopfen von Wahlzetteln" werden vorab ausgefüllte Stimmzettel still und heimlich in die Wahlurne geworfen, um das Ergebnis zu fälschen.
Der Physiker Stefan Thurner vom Institut für die Wissenschaft komplexer Systeme der medizinischen Universität Wien und sein Kollege Peter Klimek können mit einem von ihnen entwickelten Verfahren eruieren, wo und in welchem Ausmaß Ballot Stuffing erfolgte. Es basiert auf der Annahme, dass die Wählerpräferenzen regional wenig voneinander abweichen. "Werden nun in einzelnen Wahllokalen eines Wahlkreises auffällige Abweichungen hinsichtlich Wahlbeteiligung und Stimmenverteilung festgestellt, ist dies ein deutliches Indiz dafür, dass Wahlbetrug vorliegt", erklärte der Mitverfasser der Studie, Klimek, gegenüber der "Wiener Zeitung". Das Ausmaß der Manipulation lässt sich dabei statistisch genau berechnen.
Bekannt gemacht wurde die Studie erstmals im Jänner, nun wurde sie nochmals überarbeitet und in den "Proceedings" der National Academy of Science", einer der angesehensten US-Fachzeitschriften, publiziert. Bisher habe sich noch keine Regierung mit der Bitte an siegewandt, ein Wahlergebnis nach ihrer Statistikmethode auszuwerten, sagt Klimek. Dennoch ist er überzeugt, dass auch moderne Demokratien zur Verhinderung von Wahlbetrug auf Kontrollmechanismen zurückgreifen sollten. "Wir glauben, dass hier ein Nachholbedarf für quantitativ vereinheitlichte Qualitätskriterien besteht."