9,7 Millionen Wahlberechtigte sind zum Urnengang aufgerufen.
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Athen. Die Angst geht um in Griechenland. Das Land steht vor dem Zusammenbruch und keiner weiß, wie es weitergehen soll. Der Großteil der Bevölkerung revoltiert gegen die verordneten Sparprogramme, Sozialkürzungen stürzen die Bevölkerung in Verarmung und Aussichtslosigkeit. Selbst die in die Neuwahlen am Sonntag gesetzten Erwartungen sind niedrig. Schon vor sechs Wochen waren die 9,7 Millionen wahlberechtigten Griechen aufgerufen, ihr Parlament zu wählen, doch der Urnengang brachte ein politisches Patt. Keine Partei konnte eine handlungsfähige Regierung formieren. Ob das diesmal anders wird, weiß keiner. Nur dass es schlimmer wäre, ist sicher. Denn während das Land weitere sechs Wochen führungslos wäre, ginge dem Staat das Geld für Medikamente, Löhne und Pensionen aus; das reicht den Berechnungen zufolge gerade einmal noch bis Mitte Juli.
Vor die Wahl gestellt, suchen viele Griechen ihr Heil in der konservativen "Neuen Demokratie" (ND) und ihrem langgedienten Chef Antonis Samaras. Er steht grundsätzlich dafür, in den sauren Apfel zu beißen: Sparkurs und Sparprogramme sollen beibehalten werden, erklärte er wiederholt, vor allem in Ausland. Solche Aussagen sind jedoch in Griechenland weniger populär. Daher hat er sich letztlich auch für eine Lockerung der Sparauflagen ausgesprochen. Doch die Richtung, in die es mit ihm gehen soll, ist klar. Koalieren könnte er mit den verblassten Sozialisten.
Umfragen sind in Griechenland zwei Wochen vor Wahlen verboten, doch glaubt man den inoffiziellen, so können sich genauso viele Griechen für die ND erwärmen wie für das linke Wahlbündnis Syriza. Dessen Chef Alexis Tsipras verspricht ein Ende des Sparens. Das half ihm schon bei den letzten Wahlen, als er den Stimmenanteil Syrizas von 4,6 auf fast 17 Prozent schnellen ließ. Sein möglicher Sieg und eine Koalition mit anderen Sparkritikern treibt EU-Politikern den Angstschweiß auf die Stirn. Denn ein Aus des Sparkurses könnte auch das Ende der Griechen in der Eurozone bedeuten, was wiederum den Staatsbankrott bringen könnte. - So oder so werden die trüben Zeiten für die Griechen anhalten.