Die Malediven versuchen nach der Flutkatastrophe vom 26. Dezember, wieder zur Normalität zurückzukehren. Ein erster Schritt sollen die ursprünglich für 31. Dezember geplanten Parlamentswahlen sein, die nun kommenden Samstag stattfinden.
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Die Malediven gehören zu jenen Staaten, die von der Flutwelle weniger stark betroffen sind: Auf dem Archipel im Indischen Ozean starben offiziellen Angaben zufolge 82 Menschen, 26 Personen werden vermisst. Aber auch wenn die Flutschäden im Vergleich zu Sri Lanka, Indonesien und Thailand noch relativ gering ausfielen, so wurde die Wirtschaft der Malediven doch vehement getroffen. Nach Schätzungen der Regierung in Male wurden mehr als ein Drittel der knapp 300.000 Bewohner der Inselgruppe in Mitleidenschaft gezogen. Neun rund tausend Inseln - nur 220 sind bewohnt - wurden unbewohnbar oder gänzlich von den Wassermassen weggespült.
Das größte Problem sind die teilweise zerstörten Traumstrände auf den 20 Atollen. Für den Wiederaufbau braucht das Land nun Sand - und der muss importiert werden. Schon bisher importierte der Inselstaat nach offiziellen Angaben rund 100.000 Tonnen Sand pro Jahr, vor allem aus Indien. Jetzt ist die Nachfrage sprungartig gestiegen und keiner weiß, woher das kostbare Gut kommen soll.
Der Wiederaufbau wird die Malediven umgerechnet mehr als eine Milliarde Euro kosten, immerhin wurden rund zwanzig Prozent der Infrastruktur zerstört oder zumindest beschädigt. Weltbank-Präsident James Wolfensohn sagte dem Inselstaat kürzlich für diesen Zweck für die nächsten 30 Jahre zinsfreie Kredite zu.
Die nur knapp 300 Quadratkilometer Land umfassenden Malediven - sie sind damit gleich groß wie Malta bzw. um rund ein Viertel kleiner als Wien - leben zum Großteil vom Tourismus. Zirka 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts stammen aus diesem Sektor. In puncto Steuereinnahmen macht die Tourismusbranche sogar 90 Prozent aus. Die seit fast drei Jahrzehnten günstige Entwicklung im Tourismus führte dazu, dass die Malediven das höchste Pro-Kopf-Einkommen aller südasiatischen Staaten vorweisen können. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf lag 2002 bei etwa 3.000 Euro. Die von der Flutwelle ebenfalls betroffene Fischerei ist der zweitgrößte Wirtschaftssektor.
Politisch gab es in der Präsidialrepublik in den vergangenen Jahrzehnten kaum Veränderungen. Dreizehn Jahre nach der Unabhängigkeit von Großbritannien bzw. Dänemark im Jahr 1965 kam Maunoom Abdul Gayoom an die Macht. Im Parlament (Madschlis), über dessen Neubesetzung am 22. Jänner entschieden wird, werden nur 42 der 50 Sitze direkt vom Volk gewählt. Acht Abgeordnetensitze werden vom Staatsoberhaupt selbst vergeben.
Parteien sind formell zwar nicht verboten, de facto existiert aber nur Gayooms Regierungspartei.