Die Armut in Zentral- und Osteuropa nicht vergessen. Dazu riefen gestern Caritas-Präsident Franz Küberl und der Wiener Caritas-Direktor Michael Landau in einer Pressekonferenz auf.
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Laut FAO (Food and Agricultur Organisation) hungert in Osteuropa und in den ehemaligen GUS-Staaten jeder Fünfte - das sind 35 bis 40 Millionen Menschen. Jedes dritte Kind lebt in Armut. Die Arbeitslosenquote in Bulgarien, Albanien, Rumänien, Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo, der Ukraine und Moldawien beträgt bis zu 40 Prozent, in manchen Regionen sogar 70 Prozent. V.a. Kinder, ältere Menschen und Roma sind von bitterer Armut betroffen.
Küberl lobte die "überwältigende Spendenbereitschaft der Österreicher für die Tsunami-Opfer". Zugleich betonte er, die Armut im Osten nicht zu vergessen: "Wenige Kilometer außerhalb unserer Landesgrenzen gibt es Menschen, für die eine einzige warme Mahlzeit am Tag bereits ein Luxus ist." Viele alte Menschen müssten im Winter zwischen Hungern und Frieren wählen. Rund 250 Projekte unterstützt die Caritas im Osten: Armenküchen, Alten- und Behindertenbetreuung, medizinische Einrichtungen und Schulen. Der Aufschwung in vielen ehemaligen GUS-Staaten sei mit einem rigorosen Sparkurs erkauft worden, analysiert Journalistin Barbara Coudenhove-Kalergi die Hintergründe der Armut: "Das bedeutet, dass die Sozialausgaben auf ein Minimum reduziert wurden." Mit dem Fall des Kommunismus habe sich die Schere zwischen Arm und Reich aufgetan. "Haifischkapitalismus" habe die Ärmsten in unvorstellbarem Ausmaß getroffen: "Sozialprojekte der Caritas ergänzen bei uns das Sozialsystem - dort sind sie zum jetzigen Zeitpunkt aber das einzige soziale Netz."
Haifischkapitalismus
Landau appellierte daran, den Globalisierungsprozess nicht auf ökonomische Zielsetzungen zu beschränken: "Wir sollten nicht ethisch provinziell agieren." Landau forderte eine Steuer auf Spekulationsgewinne, deren Erlöse der Entwicklungshilfe zugeführt werden sollten. Küberl, Landau und Coudenhove-Kalergi appellierten an die Spendenbereitschaft der Österreicher. Die Journalistin: "Die Menschen in Osteuropa werden bald EU-Bürger sein - das sind unsere Leute."
Caritas-Spendenkonto:
PSK 7.700.004 BLZ 60.000
Kennwort: Osteuropa-Hilfe