Paris - Einen Monat vor den Präsidentschaftswahlen herrschen in Frankreich Wahlkampf-Frust und Langeweile. Die beiden Hauptgegner, der konservative Amtsinhaber Jacques Chirac und sein sozialistischer Herausforderer Lionel Jospin, liefern sich zwar nach den Umfragen ein offenes Rennen, verschärfen den Ton und gehen auch mit Tiefschlägen aufeinander los. Doch die Franzosen quittieren den großenteils inhaltsarmen Wahlkampf, indem sie beiden schlechte Noten geben.
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Darum beeilte sich Premierminister Jospin jetzt auch, zehn Wahlversprechen abzugeben, mit dem "rechten" Thema der Sicherheit im Vordergrund.
Allein eine unter Protestwählern beliebte Außenseiterin, die trotzkistische Arlette Laguiller von "Lutte Ouvriere" (Arbeiterkampf), bringt etwas frischen Wind in die Schar der sattsam bekannten männlichen Bewerber um den Einzug in den Elysee-Palast. Seit Jahrzehnten schon tritt sie mit der gleichen Energie bei den Präsidentschaftswahlen an und schafft wie ein Fuchs im Hühnerhof Unruhe unter den linken Kandidaten.
Die "Pasionaria der französischen Arbeiterklasse" wird die quirlige Laguiller (62) in Anlehnung an die legendäre Spanierin Dolores Ibarruri genannt - von ihren Gegnern auch gern "Vollzeit-Revolutionärin". In den Umfragen kommt sie auf nahezu zehn Prozent. Der Wirbelwind aus dem 14. Pariser Bezirk, ein echtes Arbeiterkind, hat nach jüngsten Umfragen selbst den früheren Innenminister Jean-Pierre Chevenement überrundet. Chevenement, der linksnationale "Verteidiger der Republik" und Bürgermeister Belforts, hatte seinen Wahlkampf früh eröffnet und war in Umfragen kometenhaft aufgestiegen. Seitdem allerdings Chirac und Jospin den nicht ungefährlichen Konkurrenten einmütig und abschätzig als "Nostalgiker" angingen, scheint Chevenements Stern wieder zu verblassen.
Mittlerweile ein Politfossil ist auch der rechtsextreme Front-National-Chef Jean-Marie Le Pen: Er kann am 21. April mit etwa zehn Prozent rechnen - falls er denn antreten darf. Denn da hapert es noch an den notwendigen Unterstützungserklärungen.