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Wahlliste der Arbeiterpartei ist für Barak ein "Klotz am Bein"

Von Mosche Meisels

Politik

Tel Aviv · Als "Klotz am Bein" von Israels Arbeiterpartei-Chef Ehud Barak könnte sich die Kandidatenliste für die kommenden Parlamentswahlen erweisen. Das Ergebnis der parteiinternen | Vorwahlen dürften die Siegeschancen des Oppositionsführers beeinträchtigen. Die von rund 100.000 Parteimitgliedern gekürten Knesset-Kandidaten sind nach übereinstimmender Auffassung der politischen | Kommentatoren keine adäquate Antwort auf die Liste des regierenden Likud-Blocks von Premier Benjamin Netanyahu.


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Besonders mit der Ernennung des neuen israelischen Finanzministers Meir Shitreet will Premier Netanyahu das "orientalische Image" seiner Likud-Liste drei Monate vor den Parlamentswahlen

aufpolieren. Der aus Marokko stammende Shitreet ist kein Laie auf dem Gebiet der Wirtschafts- und Finanzpolitik. Er fungierte bisher als Koalitionssprecher in der Knesset und war vorher Kassier der

Jewish Agency.

Shitreet gilt als liberaler Politiker, der zur Mitte tendiert und für Verbesserungen der Lage der minderbemittelten Bevölkerungsgruppen und für die Bekämpfung der Arbeitslosigkeit eintritt.

Außenpolitisch setzte er sich für die · derzeit stillgelegte · Umsetzung des Zwischenabkommens von Wye Plantation mit den Palästinensern ein.

Während sich auf den ersten fünf Plätzen der Likud-Liste vier orientalisch-sephardische Bewerber befinden, wählten die Mitglieder der Arbeiterpartei nur den aus Marokko stammenden Professor Shlomo

Ben Ami auf einen Spitzenplatz. Sie reihten auch keinen Kandidaten der russischen Einwanderer und der Araber auf einen aussichtsreichen Platz.

Da es heute in der israelischen Bevölkerung eine Mehrheit von Personen gibt, die aus Rußland, anderen GUS-Republiken und orientalischen Ländern nach Israel gekommen sind und die arabische Bevölkerung

18 Prozent ausmacht, ist die Kandidatenliste der Arbeiterpartei kein wahrer Ausdruck der Bevölkerungszusammensetzung. Der Likud behauptet, die Liste der Arbeiterpartei zeige, daß sie eine

"aschkenaschische Elitepartei" geblieben sei. Parteivorsitzender und Premier-Kandidat Barak strebt nun angesichts dieser Schwächen eine Listenverbindung mit der orientalisch geprägten Gesher-Partei

an und will den aus Marokko stammenden Führer dieser Partei, Ex-Außenminister David Levy, auf den zweiten Platz der Kandidatenliste setzen. Er möchte auch eine Exponentin der russischen Einwanderer,

Sofia Landwehr, einen Rabbiner und eventuell auch einen arabischen Kandidaten auf die Liste der Arbeiterpartei kooptieren.

Diese Absicht Baraks löste parteiintern starke Kritik aus, da die von der Basis gewählten Kandidaten wegen der Aufnahme von "Quereinsteigern" zurückgereiht werden müßten. Da auch mehrere derzeitige

Abgeordnete bei den Vorwahlen abgewählt worden sind, ist die Aufregung groß. Hinzu kommt noch die Unzufriedenheit der orientalischen Parteimitglieder und Einwanderer aus Rußland. Sie werfen Barak

vor, mit einer Liste anzutreten, die weitaus weniger attraktiv ist als die des Likud-Blocks.

Derzeitige Parlamentarier und einflußreiche Reservegeneräle, die mit einem sicheren Listenplatz gerechnet haben, sind enttäuscht, und manche drohen sogar mit Parteiaustritt. Den abschließenden 120.

"Ehrenplatz" nimmt die Witwe des ermordeten Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin, Lea, ein. Sie erklärte, sie unterstütze damit die Wahl Baraks zum Ministerpräsidenten, da er die Wahl ihres Mannes

gewesen wäre.

Eine der 36 registrierten Listen ist die der ehemaligen Schönheitskönigin Pnina Rosenblum, die sich sehr erfolgreich in der Kosmetikbranche etabliert hat. Ihre Wahlkampagne nach dem Slogan, daß sich

"alle Frauen hinter einer Frau vereinen sollen", erregt in den Medien viel Aufmerksamkeit.

Im Wahlkampf dominieren insbesondere amerikanische Wahlberater, die bei US-Präsidenten-, Kongreß- und Senatswahlen tätig waren. Ministerpräsident Netanyahu nahm sich Arthur Finkelstein als Berater,

Oppositionsführer Barak gleich vier prominente Wahlkampfmanager · Jamens Carville, Stanley Greenberg, Robert Shrum und Steve Rabinowitz. Die neue Zentrumspartei von Ex-Verteidigungsminister Yitzhak

Mordechai hat zwei amerikanische Berater · Mark Penn und Doug Schoen · und die russische Einwandererpartei "Israel Be Alya" von Handelsminister Nathan Sharansky den Berater Ed Miller.