Langsam gewinnt der Wahlkampf an Spannung. Die Listenerstellungen der Parteien sind weitgehend abgeschlossen, jetzt rücken die Programme in den Mittelpunkt. Während die FPÖ ihre Forderungen bereits seit einiger Zeit scheibchenweise bekannt gibt, präsentieren heute die Grünen ihr am Wochenende beschlossenes Wahlkampfprogramm. Die ÖVP folgt an diesem Wochenende: In Alpbach stellt sie ihr Programm unter dem Titel "Das Österreich-Programm der Volkspartei" der Öffentlichkeit vor. Den Schluss macht die SPÖ, sie beschließt ihr Programm bei einem Parteitag am 27. Oktober.
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Die Wahlkampfzeiten, in denen Kompetenzteams auch wirklich als Teams präsentiert wurden, sind längst vorbei. Und so präsentiert auch Bundeskanzler Wolfgang Schüssel sein Team für die Nationalratswahlen am 24. November Mitglied für Mitglied. Den Anfang machte gestern Bildungsministerin Elisabeth Gehrer, die auch Schüssels Stellvertreterin als VP-Bundesparteiobmann ist. "Ich wünsche mir weitere sieben gute Jahre an deiner Seite", streute der Kanzler seiner langjährigen Ministerin Rosen.
Den Raum für mögliche personelle Überraschungen reduzierte der Kanzler selbst, als er sich überzeugt zeigte, dass seine bisherige Regierungsmannschaft auch nach den Wahlen wieder im Kabinett vertreten sein werde. Seine Mannschaft verfüge aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit jenen inneren Zusammenhalt, den die anderen Parteien erst noch suchen müssten. "An diesem Team werden sich alle messen müssen und nicht umgekehrt", so Schüssel.
Die Volkspartei decke als "Partei der Mitte" das Bedürfnis nach Sicherheit ab, das derzeit die wirtschaftliche und internationale Situation präge. Andererseite entspreche man aber auch über die Inhalte dem Wunsch nach Reformen. Denn es sei klar, dass es bei einer Wahl nicht um die Bilanz, sondern um die Erwartungen gehe.
Grüne präsentieren heute ihr Wahlprogramm
Während die ÖVP erst am kommenden Wochenende ihr rund 100 Seiten starkes Wahlprogramm beschließen und präsentieren werden, sind die Grünen hier schon einen Schritt weiter. Schon heute werden Parteichef Alexander Van der Bellen und seine Stellvertreterin Eva Glawischnig ihr Parteiprogramm mit dem Titel "Österreich braucht jetzt die Grünen" präsentieren. Beschlossen wurde es vom erweiterten Bundesparteivorstand im Vorfeld des Grünen Bundeskongresses am vergangenen Wochenende.
Scheibner Spitzenkandidat der Wiener FPÖ
Am Dienstag Abend startete die Wiener FPÖ offiziell in die Intensivphase des Wahlkampfs. Rund 700 Funktionäre und Anhänger waren zur Präsentation von Verteidigungsminister und Interims-Parteichef Herbert Scheibner nach Simmering gekommen. Zog früher die FPÖ-Spitze unter pathetischen Klängen von "final countdown" in die Hallen, bevorzugte an diesem Abend die neue Führung um Parteichef Mathias Reichhold die zünftigere Marschmusik der "Simmeringer Herzblatt Kapelle".
Rethorisch aufmunitioniert wurde das Publikum von Wiens FP-Chef Hilmar Kabas, der gegen die Politik der in Wien allein regierenden SPÖ wetterte. Der verunsicherten Basis eine Mutinjektion zu verabreichen, versuchte dann Reichhold: Er spüre, die Stimmung draußen sei wieder gut und die FPÖ "wieder da". Zahlreiche Versprecher in seiner Rede ließen allerdings ahnen, dass es noch ein langer Weg zum alten Selbstbewusstsein der FPÖ sein wird.