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Wais will Familiensilber vergolden

Von Harald Waiglein

Wirtschaft

Bis 2008 keine weiteren Schließungen von Filialen. | Post-Vorstand für staatlichen Kernaktionär. | Geschäftszahlen verbessern sich seit 2002 stetig. | Wien. "Es ist soweit", sagt Post-Generaldirektor Anton Wais. Schon 1996 habe die rot-schwarze Koalition einen Börsengang der Post beschlossen, vor einem Jahr habe ÖIAG-Aufsichtsratspräsident Alfred Heinzel einen solchen bekräftigt, und seit Mai des Vorjahres beschäftige man sich im Unternehmen mit den Vorbereitungen für einen Börsengang. Jetzt habe man Klarheit, so Wais.


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Fürchten Markt nicht

Die Post habe ihre Hausaufgaben gemacht, unterstreicht der Vorstand. Seit 1999 hat das Unternehmen die Zahl der Mitarbeiter von 33.000 auf 23.000 verringert. Wie sich der Personalstand bis 2010 weiterentwickeln werde, werde der Markt beantworten, sagt Wais.

Die Post stehe bereits mit 70 Prozent ihres Umsatzes im Wettbewerb und halte sich gut, so der Generaldirektor. Finanzvorstand Rudolf Jettmar ergänzt: "Wer den Markt nicht fürchtet, braucht auch den Kapitalmarkt nicht zu fürchten."

Seit 2002 gebe es einen positiven Trend bei den Geschäftszahlen, wobei Gewinn und Umsatz im letzten Jahr nach vorläufiger Berechnung stärker gestiegen sein dürften als erwartet. Das Filialnetz der Post wurde "konsolidiert", sagt der zuständige Vorstand Herbert Götz. Dahinter verbirgt sich, dass seit dem Jahr 2000 in zwei Wellen rund 1000 nicht rentable Postämter geschlossen wurden. Das soll jetzt vorbei sein. "Bis 2008 ist keine weitere Reduktion des Filialnetzes vorgesehen", versichert Götz. Man habe die Wende geschafft.

Im Vorjahr hat das Filialnetz zum ersten Mal schwarze Zahlen geschrieben. Ab jetzt will die Post 10 Millionen Euro pro Jahr in die Filialen investieren - vor allem in deren Umgestaltung.

Keine Verscherbelung

Zum Vorwurf der SPÖ, mit dem Post-Börsengang werde Familiensilber verscherbelt, sagt Wais (der selbst den Sozialdemokraten zugerechnet wird): "Das Familiensilber wird nicht verscherbelt, es wird vergoldet."

Angesprochen auf die 51prozentige Mehrheit, die der Staat auch weiterhin an der Post halten wird, meint Wais, dass ein starker Kernaktionär noch nie geschadet habe, besonders wenn er wie in diesem Fall auch noch ein maßgeblicher Kunde sei. Er habe allerdings auch schon Definitionen für das Wort "Kernaktionär" gehört, die unter 51 Prozent lägen.

Wais selbst war ursprünglich für eine 75prozentige Privatisierung der Post eingetreten: "Wenn man sich 75 Prozent wünscht und 49 Prozent bekommt, ist das eh ganz gut", so der Generaldirektor. Was die Gewerkschaft betrifft - sie hat mit Streik gedroht und will am Montag über die weitere Vorgangsweise beraten - so versuche das Management, die Lage zu entschärfen und habe Gespräche angeboten. Einen Aussage von Wais am Donnerstagabend in der "Zeit im Bild 2" klang allerdings nicht nach Beschwichtigung.

Er gehe nicht davon aus, dass die Belegschaft streiken werde, sagte Wais im ORF. Er habe eher das Gefühl, dass es sich um einen Funktionärsstreik handle, an dem sich vor allem freigestellte Betriebsräte beteiligen würden.