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Walross im freien Fall

Von Christina Böck

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Die Walrösser drängen sich eng aneinander. Der Weg ist ein steiniger, es ist offensichtlich, dass die wuchtigen Tiere nicht alle Platz haben. Das Problem ist nur: Auf einer Seite geht es bergab. Es kommt, wie es kommen muss: Eines der Walrösser verliert den Halt. Die Kamera verfolgt seinen Sturz bis zum bitteren Ende, melodramatische Musik begleitet die Szene.

Es handelt sich um eine Episode aus der neuen Netflix-Naturserie "Our Planet". Im englischen Original wird der Kommentar zu den Bildern von Sir David Attenborough gesprochen, was ihr ganz automatisch den Anstrich von seriöser Tierbeobachtung gibt. In der Sendung wird erklärt, dass die lebensgefährlich beengte Situation der Walrösser auf das Schmelzen des Eises in der Arktis zurückzuführen ist und damit auf den Klimawandel. Eine Polarforscherin zweifelt die Bilder an und meint, solche Szenen wären weniger dem Klimawandel sondern jagenden Eisbären geschuldet. Aus Panik würden sich Walrösser im Kollektiv auf Klippen retten. Sie warf Netflix Manipulation vor. Diesen Vorwurf kann man nicht ganz von der Hand weisen. Allein der gezielte Einsatz der aufwühlenden Musik zeigt, dass hier durchaus eine Agenda verfolgt wird. Und, nun ja, es funktioniert. Seher teilen auf den Sozialen Medien, dass sie schon lange nicht mehr so erschüttert waren wie nach dem Bingewatchen ausgerechnet einer Natursendung. Viele fühlen sich nun angespornt, mehr für die Umwelt zu tun. Keine ganz furchtbare Konsequenz.