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Wann endet Europas Zinsreigen?

Von Karl Leban

Wirtschaft

Am Donnerstag wird die EZB die Leitzinsen um einen halben Prozentpunkt anheben. Was danach kommt, ist unklar.


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Noch ist er nicht effektiv abgebremst, der massive Anstieg der Verbraucherpreise. Im Februar schwächte sich die Inflationsrate in der Eurozone zwar weiter ab - nach einer ersten Schätzung auf 8,5 Prozent. Doch entgegen anderen Erwartungen war es nur ein Rückgang um einen Hauch, konkret um 0,1 Prozentpunkte. Die Teuerung ist damit noch immer extrem hoch. Aktuell ist sie mehr als vier Mal so hoch wie der von den Währungshütern der Europäischen Zentralbank (EZB) als optimal angestrebte Zielwert von 2 Prozent. Das zwingt die Notenbanker in Frankfurt, ihren im Juli 2022 eingeschlagenen Kurs fortzusetzen und die Leitzinsen weiter anzuheben.

Noch sind die Zinsen im Euroraum jedenfalls nicht hoch genug, als dass die gesamtwirtschaftliche Nachfrage, die für den starken Preisauftrieb als zentraler Faktor gilt, dadurch bereits ausreichend gedrosselt wäre. Aber wo ist das Ende der Fahnenstange? Bis wohin müsste es mit den Leitzinsen noch nach oben gehen, damit sich in weiterer Folge wieder Preisstabilität einstellt?

Bisher fünf Zinsanhebungen

In ihrem Kampf gegen die hohe Inflation hat die EZB die Zinsen bis dato fünf Mal erhöht - alles in allem um 3,00 Prozentpunkte, 300 Basispunkte. Dass sie die Sätze bei ihrer nächsten Sitzung kommenden Donnerstag (16. März) - wie bei den Meetings im Dezember und Februar - um 50 Basispunkte hinaufsetzen wird, darf als fix gelten. EZB-Chefin Christine Lagarde hat das zuletzt wiederholt bekräftigt. Wie es mit dem Zinserhöhungskurs danach weitergehen soll, ist freilich noch unklar.

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Der Chefanalyst der Erste Group, Fritz Mostböck, geht für die nachfolgenden EZB-Sitzungen am 4. Mai und 5. Juni von einer "Zinserhöhung um jeweils 25 Basispunkte" aus, wie er der "Wiener Zeitung" sagte. Mit den 50 Basispunkten im März kämen die Euro-Wächter demnach auf insgesamt 100 Basispunkte. Der wichtigste Leitzins - der, zu dem sich Geschäftsbanken untereinander Geld borgen - wäre dann also bei 4,00 Prozent. Damit könnte mitunter schon der Zenit erreicht sein. Mostböck will das nicht ausschließen, formuliert jedoch vorsichtig: "Wir erwarten, dass die EZB mit zusätzlich 100 Basispunkten dem Ende des Zinserhöhungszyklus nahe sein wird."

Als Unsicherheitsfaktor führt der Finanzmarktexperte die Energiepreise an. Die würden sich mittlerweile zwar wieder abflachen. Dass sie im Vorjahr stark angezogen hätten, würden viele Unternehmen ihren Kunden aber erst heuer weiterverrechnen. "Da muss die EZB dann schauen, wie das in die Wirtschaft einsickert und ob sich das in höheren Inflationszahlen manifestiert", so Mostböck. Sollte das der Fall sein, hätten die Notenbanker "weiteren Handlungsbedarf".

Grundsätzlich sollte die Inflationsrate der Eurozone heuer aber - nicht zuletzt dank des Wegfalls der Einmaleffekte des Vorjahres - zurückgehen. Lag die durchschnittliche Rate 2022 bei 3,5 Prozent Wirtschaftswachstum mit 8,4 Prozent auf einem historischen Hoch, sollte sie im laufenden Jahr deutlich sinken - nach den Prognosen der Erste-Group-Analysten auf 5,6 Prozent (bei einem angenommenen BIP-Plus von 0,6 Prozent).

Kerninflation bereitet Sorgen

Geht es nach dem Chefvolkswirt der EZB, Philip Lane, wird die Europäische Zentralbank wegen der anhaltend hohen Inflation auch nach dem März von ihrem Zinserhöhungskurs wohl nicht abrücken. "Die aktuellen Informationen über den zugrunde liegenden Inflationsdruck deuten darauf hin, dass es angemessen sein wird, die Zinsen nach unserer März-Sitzung weiter anzuheben", sagte der ehemalige Präsident der Zentralbank von Irland vor kurzem.

Sorgen bereitet den Währungshütern vor allem die Kerninflation (ohne Energie- und Lebensmittelpreise). Im Februar tendierte sie weiter nach oben, indem sie von 5,3 auf 5,6 Prozent stieg. Die Kerninflation könnte der Grund sein, warum die allgemein hohe Teuerung womöglich hartnäckiger ist als bisher angenommen.

Der Chef der Oesterreichischen Nationalbank, Robert Holzmann, glaubt, dass die Kerninflation in der ersten Jahreshälfte auf dem aktuellen Niveau bleiben und sich nicht wesentlich abschwächen wird. "In diesem Fall erwarte ich, dass wir die Zinsen in diesem Jahr noch vier Mal um einen halben Prozentpunkt erhöhen", sagte das EZB-Ratsmitglied vor wenigen Tagen dem "Handelsblatt".

"Selbst wenn wir die Zinsen jetzt drei Mal um 0,5 Prozentpunkte erhöhen, sind wir erst bei einem Einlagenzins von 4,00 Prozent", gab Holzmann weiter zu bedenken. Erst dort würden die Währungshüter ungefähr in den restriktiven Bereich kommen (damit wird ein Zinsniveau bezeichnet, das die Konjunktur bremst). "Meine Hoffnung ist, dass wir innerhalb der nächsten zwölf Monate den Zinshöhepunkt erreicht haben", so Holzmann. Aber in der aktuellen Umgebung sei dies unsicher. "Die Inflation kann hartnäckiger sein, und wir können unter Umständen gezwungen sein, noch höher hinauszugehen."

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