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Mitteleuropa ist Mitteleuropa. Je nach Gusto und politischer Positionierung beliebt man im Osten ein Stück mehr oder weniger Mitteleuropa zu sehen, aber unverrückbar sollte für jedermann der Meridian bei Gmünd sein - Sie erinnern sich, 15 Grad östliche Länge. Denn nach Gmünd in Niederösterreich richtet sich in ganz Mitteleuropa die Zeit.
Zwischen Österreich und Deutschland muss jedoch von den Autoritäten unbemerkt irgendwo eine Art mitteleuropäischer Zeitverschluckgraben verlaufen, anders kann ich mir nicht erklären, dass die Beginnzeit 20.15 Uhr im ORF etwas früher zu sein scheint als im Ersten der deutschen Programme. Für den ORF war ich etwa eine, maximal zwei Minuten zu spät gekommen zum Beginn des ersten Teils der spannenden sechsteiligen "Affäre Semmeling" (Buch und Regie Dieter Wedel). Es folgte ein rasanter Spurenwechsel zu den Deutschen, und ich konnte die erste Minute nachholen . . .
Das neue Jahr ist noch so jung, dass ich mir für 2002 noch etwas wünschen möchte: Im "Pasticcio" hat sich im letzten Drittel des vergangenen Jahres eine Trübung des umfassenden Vergnügens eingeschlichen. Man lädt sich neuerdings Gäste ein, die - warum würden sie sonst so früh ins Studio kommen? - ununterbrochen reden. Die Menschen sind sympathisch, aber sie kommen zu früh! Am Morgen ist die Zeit für Pasticcio-Ruhe, soll heißen für das Starten des Apparats mit belebender Musik und geistvollen und amüsanten und vor allen Dingen kurzen Zwischentexten. Die Wechselrede dagegen überfordert die noch des Auswärmens bedürftigen Auffassungsgabe.