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Wann ist ein Leben filmreif?

Von Bernhard Baumgartner

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Wer ist wichtig genug, dass man ihm oder ihr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen einen biografischen Film macht? Politiker wie Bruno Kreisky oder Alois Mock? Wirtschaftskapitäne wie Frank Stronach oder Christian Konrad? Sportler? Wissenschafter? Künstler? Eine schwierige Frage, die wohl auch von der persönlichen Flughöhe abhängt, auf der man sich den jeweiligen Protagonisten nähert. Der ORF hat sich im "Mann mit dem Fagott" auf die sichere Seite geschlagen und der Familie von Publikumsliebling Udo Jürgens ein Denkmal gesetzt. Über wenig kann man so trefflich streiten wie über Musikgeschmack - aber dass Udo Jürgens im deutschsprachigen Raum ein unumstrittener Star ist, kann niemand leugnen. Zumal aus Sicht des ORF dafür sprach, dass Jürgens ja einst auch mit dem bisher einzigen Austro-Sieg beim Song Contest, also sozusagen mit dem ORF, der Durchbruch gelang. Jürgens ist einer, dessen oft kluge Texte so manchen gegen den Strich gehen. Es ist gut, dass der ORF sich hier mit einer Eigenproduktion hervortut. Das ist genuin österreichisches Programm, auch wenn man sich aus Kostengründen die ARD als Koproduktionspartner dazugeholt hat.

Gerade bei Fiktion ist es jedoch schwierig, gute Produktionen mit Österreich-Bezug auf die Beine zu stellen. Das ist nicht nur eine Frage des Geldes. Das ist auch eine Frage der Stoffe, die so konstruiert sein müssen, dass sie in der Champions League beim Hollywood-geeichten Publikum mitspielen können. Das ist problematisch, denn so viele gute Autoren gibt es leider nicht. Beim "Mann mit dem Fagott" waren sehr gute mit an Bord. Man darf auf den zweiten Teil heute Abend gespannt sein.