Die Griechen als Causa prima. Europa, ja die ganze Welt schaut mit weichen Knien auf die Schuldenlandschaft der Hellenen. Aber auch im Land selbst gibt es wenig zu lachen. Damit meine ich nicht nur die ausufernden Streiks, sondern auch ihre Folgen: Die jüngsten Ausschreitungen mit drei Toten in Athen haben zu einem dramatischen Rückgang des Tourismus geführt.
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Seit dem 5. Mai, als drei Menschen in einer Bank im Zentrum Athens den Tod fanden, sind nach offiziellen Angaben der Hotelierkammer der griechischen Hauptstadt tausende Reiseanullierungen eingegangen. Sogar die Inseln melden starke Buchungsrückgänge. Dabei fußt die Wirtschaft des Landes auf dem Fremdenverkehr.
Und jetzt bricht auch noch die Kaufkraft der Griechen weg: Nach Steuererhöhungen und gestutzten Urlaubs- und Weihnachtsgeldern wird den Griechen bald deutlich weniger im Börsel bleiben. Heuer hat jeder Hellene gut 600 Euro weniger zur Verfügung als noch vor einem Jahr, haben die Marktforscher von RegioData Research errechnet. Der Sparzwang der griechischen Regierung wird sich bald bemerkbar machen, wann eine wirtschaftliche Erholung einsetzt, ist jedoch realistischer Weise nicht vorhersagbar. Und selbst, wenn das Wachstum Griechenlands wieder anzieht, ist dies noch kein Garant dafür, dass das Land auf der sicheren Seite ist, wie man gerade am Beispiel Japan sieht. Hier brummt der Konjunkturmotor zwar, doch noch lange nicht stark genug, um der Schuldenlast den Kampf anzusagen.
Die Griechen steuern nicht auf eine Durststrecke zu, sie sind schon mitten drinnen. Ihre sprichwörtliche Gelassenheit wird in den nächsten Jahren auf eine harte Probe gestellt werden.