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Die Branche ist noch relativ jung und legt rasant zu: Direct Marketing macht hierzulande bereits rund ein Drittel des Umsatzes der gesamten Werbebranche aus. Dementsprechend steigt auch der Bedarf an Fachleuten: Alle 21 frisch gebackenen Absolventen des letzten Direct Marketing Collegs, das im Juni abgeschlossen wurde, wurden vom Fleck weg engagiert.
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Weitere rund 100 Fachleute könnte die Branche aufnehmen, weiß Jürgen Menedetter, Präsident des Direct Marketing Verbandes Österreich (DMVÖ). Diese Direct Marketing-Experten könnten aber nicht nur vom zweisemestrigen Colleg kommen, sondern beispielsweise auch von der Fachhochschule für Kommunikationswirtschaft oder vom Betriebswirtschaftsstudium, betont der DMVÖ-Präsident im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Wer sich für die Direktwerbung interessiert, dem winken derzeit sehr gute Berufschancen. Die stetig wachsenden Marktsegmente der adressierten und unadressierten Mailings, Call Center und interaktive Dienste sorgten für den Boom der Branche. Aufgrund von Elektronik, Internet und Customer Releationship Management (CRM) sei die Direktwerbung in Zukunft einem rascheren Wandel unterlegen als alle anderen Werbeformen, ist Menedetter überzeugt.
Vom Gesamtaufwand der österreichischen Kommunikationsbranche stellte Direct Marketing im vergangenen Jahr mit 28 Mrd. Schilling (rund 2 Mrd. Euro) bereits rund ein Drittel. Ebensoviel entfiel auf die klassische Werbung, der Rest wird mit Public Relations und Event- und Outdoor-Aktivitäten umgesetzt. Die Direktwerbung legte 2000 um 8 Prozent zu und ist damit der am schnellsten wachsende Bereich in der Werbewirtschaft. Heuer soll die Branche in einer ähnlichen Größenordung wachsen, erwartet Menedetter.
Die Zahl der DMVÖ-Mitglieder ist 2000 gegenüber dem Vorjahr um 26 auf 386 Personen gestiegen, die in 245 Unternehmen tätig sind. Damit decke der DMVÖ laut Menedetter rund 90 Prozent aller heimischen Unternehmen ab, die Direct Marketing betreiben.
Um die Ausbildung von Fachkräften voranzutreiben, kooperiert der DMVÖ schon seit 1992 mit der Werbeakademie des Wifi Wien. Gemeinsam wird das zweisemestrige berufsbegleitende Direct Marketing Colleg angeboten, dessen aktueller Jahrgang Ende Juni mit einer Hausarbeit und einer Abschlussprüfung 21 Studenten beendet haben. Referenten und Programm für dieses Abendcolleg stellt der DMVÖ.
Um die Wissensvermittlung rund um die Direktwerbung praxisnah zu gestalten, bemüht sich der DMVÖ auch um die Zusammenarbeit mit den Unis. "Es ist uns ein Anliegen, Fallbeispiele, Kampagnen zum Angreifen, in den Unterricht auf der Wirtschaftsuniversität zu bringen, allerdings fehlen dafür derzeit auch die Praktiker", meint Menedetter. An der Kooperation mit Experten aus dem Ausland werde daher bereits gearbeitet. Konkrete Pläne gebe es etwa mit den Kollegen aus Deutschland, wo der bedarf an Fachkräften allerdings ähnlich groß wie in Österreich sei.
Die Zahl der Teilnehmer für den Wifi-Abendlehrgang ist mit 25 bis maximal 30 Personen begrenzt, was aber neben räumlichen Problemen in der Werbeakademie des Wifi laut Menedetter auch qualitative Gründe hat: "Ich habe selbst in der Werbeakademie oft 60 Studenten unterrichtet, das war für alle eine Belastung". Die Teilnehmer setzten sich etwa zu gleichen Teilen aus Unternehmen und Werbeagenturen zusammen. Das Durchschnittsalter liege etwa bei 25 Jahren. Insgesamt 32.800 Schilling müssen die Studenten für die beiden Semester und die Abschlussprüfung berappen. Und welche Verdienstmöglichkeiten bieten sich für Direct Marketing-Experten? Wer das Colleg absolviert hat, dessen Einstiegsgehalt liege etwa 10 bis 20 Prozent unter dem eines Jungakademikers, schätzt Menedetter. Grenzen nach oben offen, versteht sich.
Für das nächste Direct Marketing-Colleg an der Werbeakademie von 16. Oktober bis 19. Juni 2002 gibt es noch Restplätze. Für Interessierte, die noch keine Erfahrungen gesammelt haben, wird ein Einführungskurs (13. September bis 11. Oktober) für 6.400 Schilling angeboten.