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Warmlaufen gegen Mayor Pete

Von WZ-Korrespondent Klaus Stimeder

Politik
Pete Buttigieg liegt in den Umfragen derzeit noch auf Platz vier hinter Elizabeth Warren. Doch der Aufstieg des Provinzbürgermeisters hat die anderen Kandidaten aufgeschreckt.
© reuters

Bei der ersten TV-Debatte nach Einleitung des Impeachments sind die Unterschiede zwischen den demokratischen Herausforderern deutlich sichtbar geworden. Und mit Pete Buttigieg haben die anderen Kandidaten einen gemeinsamen Gegner gefunden.


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Da waren’s nur noch sieben, vorläufig zumindest. Im Rahmen der letzten Fernsehdebatte des Jahres 2019 trafen in der Loyola Marymount University in Los Angeles jene Präsidentschaftskandidaten der Demokratischen Partei aufeinander, die sich dafür qualifiziert hatten: Joe Biden, Ex-Vizepräsident; Bernie Sanders, Senator von Vermont; Elizabeth Warren, Senatorin von Massachusetts; Pete Buttigieg, ehemaliger Bürgermeister von South Bend, Indiana; Amy Klobuchar, Senatorin von Minnesota; Tom Steyer, Ex-Banker und Hedge Fund-Milliardär; und Andrew Yang, der Leiter einer Non-Profit-Organisation. Die Diskussion dauerte knapp unter drei Stunden und gab den Kandidaten dank des stark eingeschränkten Teilnehmerfelds erstmals die Chance, die Substanz ihrer Strategien darzulegen, mit denen sie im kommenden Jahr den Kampf gegen Donald Trump aufnehmen wollen. (Bei den bisherigen fünf Debatten hatten sich noch mindestens zehn die Bühne teilen müssen.)

Als Konsequenz daraus und dank der bisher besten Runde an Fragestellern, die sich aus Moderatorinnen des amerikanischen Quasi-ORF-Äquivalents PBS und Journalisten des Politik-Online-Portals Politico zusammensetzte, ließen sich endlich jene Konturen herausarbeiten, die die demokratischen Herausforderer voneinander unterscheidet. Einig waren sich die sieben praktisch nur in ihrer Bewertung des am Mittwoch vom Repräsentantenhaus beschlossenen Impeachment-Verfahrens gegen den Präsidenten. Tenor: Trump habe sein Amt missbraucht, sei korrupt und inkompetent und ungeachtet dessen, was jetzt im Senat passiert oder nicht, können sich die USA wie der Rest der Welt eine mögliche zweite Amtszeit nicht leisten.

Buttigieg im Aufwind

Was den Rest anging, krachte nahezu jede/r mit jedem zusammen, wobei die Bruchlinien quer durch die Altersschichten und die üblichen Schubladen á la "Pragmatiker vs. Idealisten" liefen. Erstmals richtig heftig unter Beschuss von allen Seiten fand sich Pete Buttigieg. Ein Umstand zweifellos der Tatsache geschuldet, dass der 37-Jährige, der wegen seines schwierig auszusprechenden Nachnamens häufig nur Mayor Pete genannt wird, im ersten Vorwahl-Bundesstaat Iowa die Umfragen anführt und auch im zweiten (New Hampshire) im Spitzenfeld liegt. Während Amy Klobuchar dem früheren Kleinstadt-Bürgermeister seine mangelnde Erfahrung in der Bundespolitik vorhielt, unterstellte ihm Elizabeth Warren zuviel Nähe zu Großspendern, mit denen er "im Weinkeller sitze und Weine um 900 Dollar das Glas verkostet".

Buttigiegs Einwand, dass derartige "Reinheitstests" angesichts eines Donald Trump, der mittlerweile 300 Millionen Dollar für seine Wiederwahlkampagne eingesammelt hat, fehl am Platze seien und sie selber als Senatorin ebenfalls Geld von finanziell potenten Spendern angenommen habe, ließ Warren ebenso wenig gelten wie Bernie Sanders. Der 78-Jährige, dem seine vor kurzem erlittene Herzattacke nicht anzusehen war, geriet indes mehr mit dem nur ein Jahr jüngeren Biden aneinander als mit allen anderen.

Während Biden den Staatsmann gab - auch insofern, als er de facto zugab, aufgrund seines Alters nicht für eine zweite Amtszeit zur Verfügung zu stehen - zählte ihm Sanders auf, was er für dessen vergangene und gegenwärtige Sünden hält: Bidens Stimme für den Irak-Krieg, sein Widerstand gegen eine staatliche Krankenversicherung für alle Bürger und sein objektiv gesehen jeglicher Realität zuwider laufender Glaube daran, dass man mit den heutigen Republikanern Kompromisse schließen könne, sobald Trump weg sei.

Weiß gewinnt

Wenn es dementsprechend an diesem Abend so etwas wie eine lachende Dritte gab, dann war es Amy Klobuchar. Die 59-Jährige stellte sich mit einer Art "Sowohl-als-auch"-Philosophie, gepaart mit dem, was man im Mittleren Westen wohl Bodenständigkeit nennt, quasi über alle anderen und teilte aus, ohne viel einstecken zu müssen. Am Ende stand eine lebhafte Debatte - mit einem Wermutstropfen, der in Sachen Wählermobilisierung 2020 kaum zu unterschätzen ist.

Andrew Yang, dessen Eltern in den Sechzigerjahren aus Taiwan einwanderten, war in Los Angeles der einzige verbliebene Kandidat der Demokraten, der nicht weiß ist. Tom Perez, der Vorsitzende des Democratic National Committee, hatte sich deshalb im Vorfeld so einiges anhören müssen. Am Ende blieb ihm trotzdem nichts anderes übrig als darauf zu verweisen, dass im Vorfeld alle Kandidaten den Regeln zugestimmt hätten. Nach denen qualifizierten sich diesmal nur jene, die entweder in vier bundesweiten Umfragen über vier Prozent lagen, oder über sechs Prozent in mindestens zwei der ersten vier Bundesstaaten, in denen ab Anfang Februar Vorwahlen stattfinden (Iowa, New Hampshire, Nevada, South Carolina). Zusätzlich musste jeder Kandidat seine potenzielle Zugkraft beweisen, in dem er über bundesweit mindestens 200.000 verschiedene Spender verfügt, von denen mehr als 800 aus mindestens 20 verschiedenen Bundesstaaten kommen.

Ebenso wie Steyer dürfte es Yang nach menschlichen Ermessen allerdings auch diesmal nicht gelungen sein, seine Stellung zu verbessern. Ob ihrer mittlerweile allzu offensichtlichen Perspektivlosigkeit werden beide daher vermutlich bald Geschichte sein. Gleiches könnte unter Umständen auch Mike Bloomberg drohen. Der 77-jährige Milliardär und Ex-Bürgermeister von New York, der bisher sagenhafte hundert Millionen Dollar in seine Kampagne steckte, dümpelt in den Umfragen bundesweit bei rund fünf Prozent herum.

Quasi aus dem Rennen sind auch die nach dem Ausscheiden von Kaliforniens Senatorin Kamala Harris letzten zwei verbliebenen Afroamerikaner im Kandidatenfeld: Deval Patrick, der erst vor kurzem ins Rennen eingestiegene Ex-Gouverneur von Massachusetts und Cory Booker, Senator von New Jersey. Außerdem der einzige Latino-Kandidat: Julián Castro, unter Barack Obama Minister für öffentlichen Wohnbau und urbane Entwicklung; und last but not least Tulsi Gabbard, die erste Samoanisch-stämmige Abgeordnete zum Repräsentantenhaus.

Im Gegensatz zu erstgenannten stellt sich im Falle letzterer aber die Frage, was sie eigentlich noch in der Demokratischen Partei hält. Am Mittwoch war die Politikerin aus Hawaii, die nicht nur regelmäßig lobende Worte für Wladimir Putin findet, sondern bis heute Syriens Diktator Bashar al-Assad verteidigt die einzige in ihrer Fraktion gewesen, die weder für noch gegen eine Amtsenthebung Trumps gestimmt hatte.