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Warnung: Fiskus kann Rauchgenuss schmälern

Von Helmut Dité

Wirtschaft

"Aber nein!" Schnell, bestimmt, fast beruhigend kommt die Antwort auf die Frage, ob die neuen drastischen EU-Warnhinweise auf den Packungen den Zigarettenkonsum bremsen. Was die Tabakkonzerne - wie die britische Austria-Tabak-Mutter Gallaher - eher nervös macht, ist das enorme Preisgefälle für die Glimmstängel innerhalb der ab 1. Mai 2004 errichteten EU der 25: In Großbritannien kostet eine Schachtel "Marlboro" umgerechnet 6,80 Euro, in Tschechien 1,60, in Polen 1,25. Angesichts solcher Spannen wird der bravste Campingtourist zum Schmuggler und Dealer, wird befürchtet.


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"85% des Packungspreises entfallen auf die Steuern." Drastische Erhöhungen derselben haben zuletzt in Frankreich, Großbritannien und Deutschland zu Umsatzeinbußen der Zigarettenbranche zwischen 13% und 6% geführt. Nicht, dass weniger geraucht würde: Es steigt einfach der Anteil der illegal - oder auch legal - eingeführten Tschick. In Großbritannien etwa sieht der Schatzkanzler schon von jedem vierten gerauchten Glimmstängel keinen Penny Steuer mehr. Und in Frankreich, wo man für die "Marlboro" seit heuer auch schon stolze 5,00 Euro verlangt, sehen nicht nur die heftig protestierenden Trafikanten eine ähnliche Entwicklung heraufziehen.

Der britische Tabakkonzern Gallaher Group, der 2001 die Austria Tabak (AT) zur Gänze übernommen hat, blickt dennoch auf ein "very productive" Geschäftsjahr 2003 zurück. Der Zigarettenabsatz stieg um 4,9% auf 160,2 Mrd. Stück, der Umsatz verbesserte sich um 7,4% auf 9,048 Mrd. Pfund (13,641 Mrd. Euro), sagte AT-Chef Nigel Simon am Donnerstag in Wien. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und außerordentlichen Aufwendungen (EBITA) stieg um 7,6% auf 627 Mill. Pfund.

Perle im "eurasischen" Konzern - mit den übrigen Divisonen "Vereinigtes Königreich", "GUS" (Russland, Ukraine, Kasachstan) und "Rest der Welt" (Irland, Asien) - ist die Division Kontinentaleuropa, die vom AT-Stammsitz Wien 32 Länder von Spanien bis Polen steuert. Der Nettoumsatz stieg hier um 13,4% auf 2,637 Mrd. Pfund. Schwerpunkt der Anstrengung vom ab Oktober neuen Headquarter in Ottakring aus - das Porzellangassen-Palais wurde an die Steuerprüfer von KPMG verkauft - ist das Wachstum in den neuen EU-Ländern - "dort fallen ab Mai die 55% Einfuhrzoll für in Österreich produzierte Zigaretten" - und auf dem Balkan. Ein Plus von 10% und mehr pro Jahr ist drin, heißt es.

Der Standort Österreich bleibt "besonders wichtig", tritt Simon allen Befürchtungen entgegen: "Immerhin beschäftigen wir seit der Übernahme 2001 gut 100 Leute mehr, die Zigarettenproduktion in Linz, Hainburg und Schwaz ist von damals 28 auf 41 Mrd. Stück pro Jahr gestiegen, heuer investieren wir noch einmal 20 Mill. Euro in neue Maschinen."

Auch wenn man in Österreich zuletzt wegen schärferer Billigkonkurrenz etwas Marktanteile verloren hat - die Hauptmarke Memphis wächst, wird international forciert - und demnächst auch in China produziert. Stichwort "Importe": 500 Mill. Stück Zigaretten wurden hier zu Lande 2003 offiziell weniger verkauft. Bis 2007 bzw. 2008 - dann sollen die dortigen Tabaksteuern auf EU-Niveau angehoben sein - gilt für die Einfuhr von Zigaretten aus den vier Süd-Ost-Nachbarländern nach Österreich weiterhin die 25-Stück-Grenze. Deutsche dürfen aus Polen 200 Stück mitbringen, Österreicher aus Deutschland soviel sie wollen. Wie hieß doch noch die Tante im Ostbayerischen, die so lange keinen Brief mehr bekommen hat?