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Verdacht, dass Millionenprojekte "ausgehöhlt" werden. | "Management ist erst dabei, sich zu orientieren." | Wien. Notverstaatlichung, juristische und wirtschaftliche Vergangenheitsbewältigung, Restrukturierungspläne: Die Hypo Group Alpe Adria ist in den vergangenen Monaten intensiv mit sich selbst beschäftigt gewesen - vielleicht zu sehr.
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Informationen der "Wiener Zeitung" zufolge besteht das akute Risiko, dass Geschäftspartner der Bank auf dem Balkan die unklare Situation in der Hypo ausnutzen. "Es ist Gefahr im Verzug", warnen mit der Angelegenheit vertraute Kreise. Einige Kunden würden "jede Sekunde" der Unsicherheit dazu verwenden, ihre Schäfchen - zulasten der Bank - ins Trockene zu bringen.
Konkret drehen sich diese Befürchtungen um frühere Beteiligungen der Hypo-Gruppe in Südosteuropa. Betroffen seien vor allem Tourismusprojekte, bei denen das Institut heute noch Kreditgeber ist. Offenbar besteht die Gefahr, dass diese Projekte finanziell "ausgehöhlt" werden. Der mögliche Gesamtschaden für die Bank würde sich auf einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag belaufen, ist zu hören.
"Geld wird abgezogen"
Ursprünglich hatte sich die Hypo über eine Tochtergesellschaft in die angesprochenen Hotel-Projekte eingekauft, wobei der Kaufpreis im Bereich der Projektfirmen hinterlegt worden war. Später sollte das Geld in eine Generalsanierung fließen. Dazu ist es bisher nicht gekommen: Nach dem Weiterverkauf der Beteiligungen an lokale Geschäftspartner blieben diesen die hinterlegten Summen als günstige Kredite von der Hypo erhalten.
Nun zeichne sich ab, dass die neuen Eigentümer versuchen würden, das Geld still und heimlich aus den Projekten abzuziehen, wird berichtet. Bei den laufenden Einnahmen des einen oder anderen Hotels sei dies schon zu beobachten, heißt es. Diese würden mittlerweile nicht mehr in den laufenden Betrieb investiert, sondern vom Eigentümer abgeholt. Das neue Management der Hypo sei erst dabei, sich zu orientieren, so die Einschätzung. Dabei würde verabsäumt, einigen Kunden "auf die Zehen zu treten". Die Gefahr bestehe, dass die Bank am Ende des Tages leere Firmen-Hüllen vorfinde.
"Gehen Hinweisen nach"
Tatsächlich ist bisher wenig an die Öffentlichkeit gedrungen, was die Sanierung bestehender Problem-Deals der Hypo auf dem Balkan anbelangt. Bei einigen Projekten muss offenbar zunächst beurteilt werden, ob man mit einem weiteren Engagement nicht gutes Geld dem schlechten nachwerfen würde. Eine Art Bad Bank, um Problemfälle systematisch abzuwickeln, ist bisher offenbar nicht eingerichtet worden.
Was die oben genannten Verdachtsfälle anbelangt, betont Hypo-Anwalt Guido Held im Gespräch mit der "Wiener Zeitung", dass man den Hinweisen nachgehen werde. "Wir nehmen solche Warnungen sehr ernst", so Held, der auch in der sogenannten CSI Hypo führend tätig ist (siehe Artikel links).