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Warnung vor dem Spillover-Effekt

Politik

Die Preisrally bei Strom und Gas gefährdet Unternehmen und könnte die Produktion einschränken.


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Noch hat sich die Preisrally bei Strom und Gas bei Österreichs Unternehmen nicht im vollen Ausmaß entfaltet. Der Grund dafür liegt aber in erster Linie darin, dass die meisten Energielieferverträge oder, wie im Fall größerer Industriebetriebe, vertraglich vereinbarte längerfristige Lieferpakete ("Hedges") noch laufen. Das kann und wird sich bald ändern. "Es gibt eine Reihe von Spillover-Effekten", sagt Monika Köppl-Turyna, Direktorin des industrienahen EcoAustria-Instituts.

Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer, hat in einem Interview mit der "Kronen Zeitung" vor einer Pleitewelle gewarnt und Wirtschaftshilfen in Milliardenhöhe einfordert. "Egal, ob Klein- oder Großbetrieb: Die Vervielfachung der Energiekosten ist existenzgefährdend. Es geht ums wirtschaftliche Überleben und um viele Jobs."

Die möglichen Auswirkungen sind unterschiedlich gelagert. Die naheliegende Folge ist, dass die Güter oder Dienstleistungen durch die höheren Energiepreise oder auch die Preise für bestimmte Vorprodukte zu teuer für das jeweilige Geschäftsmodell werden. Oder werden Konsumenten bereit sein, für eine Pizza zum Mitnehmen künftig deutlich mehr zu bezahlen, weil die Preise für das Mehl, das Backen und den Pizzakarton massiv gestiegen sind?

Bei Unternehmen mit einem sehr hohen Energieverbrauch, in der Regel aus der Industrie, kann es auch zu einem weiteren Effekt kommen. Wer noch (länger) laufende Energieverträge hat, die noch zu einem sehr günstigen Preis abgeschlossen wurden, wird unter Umständen diese Hedges weiterverkaufen und dafür die Produktion einschränken oder gar stilllegen. Unternehmen werden dies natürlich nur dann tun, wenn der Profit durch den Energieverkauf höher und eine Produktionspause möglich ist. "Das könnte zu Versorgungsengpässen führen", sagt Köppl-Turyna.

Hinsichtlich Staatshilfen ist die Ökonomin zurückhaltend, aber nicht ablehnend. Man sollte Hilfen primär daraufhin ausrichten, Angebotsverknappung zu vermeiden. Es müssten weiterhin Anreize für Unternehmen bestehen, das Risiko hoher Energiekosten zu minimieren. "Es sollen nicht jene belohnt werden, die zu hohes Risiko genommen haben. Das ist alles auszubalancieren."

Die ÖVP hat die Inklusion von Unternehmen in die Strompreisbremse gefordert. Ein diesbezüglicher Vorschlag liegt bereits beim grünen Koalitionspartner.(sir)