Verstärkt als Österreich-Partei möchte sich die ÖVP positionieren. Beim offiziellen Wahlkampfauftakt in Linz wiesen Parteiobmann Wolfgang Schüssel und sein "Kompetenzteam" auf die Wichtigkeit einer "Richtungsentscheidung für Österreich" bei der kommenden Nationalratswahl hin. Dementsprechend heftig fiel die vorgezogene Kritik an einer potenziellen rot-grünen Regierung aus.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Mit dem Andrang hatten wohl die OrganisatorInnen selbst nicht gerechnet. Knapp 3.000 Sessel standen in dem Zelt, das die ÖVP für ihren Wahlkampfauftakt am Linzer Urfahr-Markt aufgestellt hatte. Einen Sitzplatz konnten dennoch bei weitem nicht alle ergattern.
"Jetzt kommt die Vizechefin", raunt ein Pensionist. Gemeint ist Generalsekretärin Maria Rauch-Kallat, die die Begrüßung vornimmt und das neue Motto der ÖVP verkündet. "Diesmal Schüssel" lautet der Slogan, der erstmals in Linz plakatiert wurde.
"In Linz beginnt's, was am 24. November für uns ein großer Erfolg sein soll", betont denn auch Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer. Ihm als "Hausherr" bleibt es unbenommen, das Publikum auf den Einzug Schüssels samt seiner Regierungsmannschaft vorzubereiten. Als der Parteiobmann zur Bühne geht, wird er begleitet von standing ovations und den Klängen von "The Final Countdown".
Doch bevor Schüssel zu seiner Rede ansetzt, kommen die Mitglieder des "Kompetenzteams" zu Wort. Kurz skizzieren die MinisterInnen und Staatssekretäre, was sie als Erfolge der bisherigen Regierungsarbeit ansehen und welche Herausforderungen sie in Zukunft annehmen möchten. Daran knüpfen sie eine "Warnung vor rot-grün". Eine derartige Koalition setzt etwa Klubobmann Andreas Khol mit einer "völlig neuen Gesellschaft" gleich: einer "Gesellschaft mit Hasch-Trafiken und 40 Cent Maut pro Autobahn-Kilometer". Arbeitsminister Martin Bartenstein sähe bei rot-grün überhaupt "schwarz für das Land" - in wirtschaftlicher Hinsicht. Und Umweltminister Wilhelm Molterer gibt zu bedenken: "Wer den grünen Duftstoffen folgt, landet in der roten Falle."
Moderater gibt sich dann Wolfgang Schüssel, der um "sachliche Diskussion in der Wahlauseinandersetzung" wirbt. Gleichzeitig bringt er seine Hoffnung zum Ausdruck, die SPÖ in der Gunst der Wähler-Innen zu überholen. Nötig seien dafür 100.000 Stimmen - tausend in jedem Bezirk.
Wie bereits in Alpbach hebt Schüssel in Linz die zentralen Punkte des Wahlprogramms hervor: eine weitere Bildungsoffensive, Steuersenkung, Konjunkturbelebung, Sicherheitspolitik. So werde die ÖVP dem Bundesheer "immer treu den Rücken stärken".