Das Gesundheitsministerium plant eine weitere Impfkampagne. Auf den angepassten Impfstoff setzt man dabei noch nicht.
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In Großbritannien ist es so weit. Der erste an die Omikron-Variante des Coronavirus angepasste Impfstoff wurde von der Arzneimittelbehörde zugelassen und wird demnächst als Teil der britischen Booster-Kampagne verimpft werden. Der Impfstoffhersteller Moderna rechnet auch in der EU mit einer baldigen Zulassung, in einigen Wochen dürfte die Entscheidung dazu fallen. Und auch ein angepasster Impfstoff von Biontech/Pfizer kratzt in den Startlöchern und wird wohl ebenfalls im Laufe des Herbstes EU-weit zugelassen werden.
In Großbritannien bedeutet die Zulassung des Vakzins, das weiterhin gegen das ursprüngliche Coronavirus schützt und zusätzlich an Omikron angepasst ist, allerdings keineswegs, dass die alten Impfstoffe ausgedient haben. 26 Millionen Menschen wird in Großbritannien empfohlen, sich eine Auffrischung vor dem Winter zu holen, unabhängig davon, wie viele Stiche sie bereits erhalten haben. Den Fokus setzt man dabei auf Menschen über 50, Risikopatienten und deren Angehörige sowie Pflegepersonal. Da Moderna aber davon ausgeht, heuer nur halb so viele Dosen nach Großbritannien liefern zu können, ruft das britische Gesundheitsministerium weiterhin auch zu Impfungen mit den ursprünglichen Vakzinen auf, da diese nach wie vor eine gute Wirkung gegen schwere Verläufe und Todesfälle bieten.
Gesundheitsministerium arbeitet an Impfkampagne
Damit auch die Menschen in Österreich möglichst gut geschützt in die kalte Jahreszeit gehen, plant das Gesundheitsministerium einmal mehr eine umfassende Impfkampagne. Hoffnungen setzt das Gesundheitsministerium vor allem auf die kommunale Impfkampagne, für die insgesamt 75 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Gemeinden sollen diese Mittel verwenden, um niederschwellig und direkt vor Ort über die Impfung zu informieren, etwa über Vereine oder bei lokalen Veranstaltungen. Das sei auf Bitte vieler Gemeinden geschehen, die Ideen für lokale Initiativen hatten und Geld für deren Finanzierung benötigten, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.
Zusätzlich soll auch bundesweit wieder verstärkt für den Stich geworben werden, die Vorbereitungen dazu laufen, heißt es auf Nachfrage der "Wiener Zeitung". Dabei wird man vorerst die aktuell laufende "Gemeinsam Geimpft"-Kampagne beibehalten, die im Herbst intensiviert werden soll. Indem man etwa verstärkt auf die sozialen Medien setzt, hofft man, auch Gruppen zu einer Impfung zu bewegen, die von bisherigen Kampagnen weniger erreicht wurden.
Alte Vakzine werden wohl noch länger verimpft
Sobald die neuen Impfstoffe verfügbar sind, wird man darüber zwar informieren, heißt es aus dem Gesundheitsministerium, doch der Fokus dürfte dabei bleiben, Menschen generell zu einer Auffrischung zu bewegen oder sie daran zu erinnern. Also sind die bisher verfügbaren Vakzine auch in Österreich vorerst keine Auslaufmodelle.
Vergangene Woche wurde die Empfehlung des Nationalen Impfgremiums, sich ein viertes Mal gegen Covid-19 impfen zu lassen, auf alle ab 60 ausgeweitet - und zwar mit den "alten" Impfstoffen. Bis dato wurde die Auffrischung Menschen über 65 sowie Personen jedes Alters mit Vorerkrankungen empfohlen. Doch auch Jüngere ohne Vorerkrankungen können auf Wunsch ihren Impfschutz bereits auffrischen lassen, wenn seit ihrem letzten Stich vier bis sechs Monate vergangen sind.
Mit der Auffrischung zu warten, bis die angepassten Impfstoffe auch in Österreich verfügbar sind, habe "überhaupt keinen Sinn", sagt Hans-Peter Hutter, Public-Health-Experte an der Uni Wien, vor allem in der momentanen Situation, in der es kaum Maßnahmen gibt, um die Verbreitung von Covid-19 einzudämmen. "Die Vorteile des angepassten Impfstoffes überwiegen nicht die Nachteile, die es bringt, sich jetzt nicht impfen zu lassen", sagt Hutter im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Menschen, die bereits von der Empfehlung des Nationalen Impfgremiums umfasst sind, sollten sich auf jeden Fall möglichst schnell um eine Auffrischung kümmern. Bei allen anderen hänge die Entscheidung auch von der persönlichen Situation ab. "Wenn jemand, der unter 60 ist und in einer ländlichen Gegend zuhause in seinem Garten sitzt, nicht verreist und beim Einkaufen vorsichtig ist, mit der Impfung warten möchte, dann sage ich: ‚Tun Sie das.‘ Wenn jemand aber viel unterwegs ist, reist und zu Konzerten, Demonstrationen oder ins Theater geht, ist das ein anderes Risikoprofil", erklärt Hutter und empfiehlt, die individuelle Impfentscheidung im Zweifel mit einem Impfarzt abzuklären.
Weiterhin guter Schutz gegen schwere Verläufe
Um wie viel besser die angepassten Vakzine gegen das Virus schützen als die bisher verfügbaren, wird sich in der Praxis ohnehin erst zeigen. Denn das Coronavirus ist auch hier den Impfstoffherstellern einen Schritt voraus: So wurde etwa der Moderna-Impfstoff auf den Omikron-Subtyp BA.1 angepasst, mittlerweile dominieren aber bereits die Varianten BA.4 und BA.5. Das bedeute aber keineswegs, dass die Impfstoffe nicht schützen: "Es geht oft unter, dass wir auch jetzt sehr wirksamen Impfstoff haben", sagt Hutter.
Viele Menschen, die etwa trotz dreimaliger Impfung bei ihrer Corona-Infektion Symptome wie Fieber oder Kopfschmerzen entwickelten, würden nun an der Wirksamkeit zweifeln. Doch das vorrangige Ziel der Impfung sei immer gewesen, schweren Verläufen vorzubeugen - also Symptomen, die eine Behandlung im Krankenhaus nötig machen würden. Und gegen ebendiese schützen auch die aktuell verfügbaren Impfstoffe weiterhin gut. "Niemand hat versprochen, dass man mit der Impfung wie der liebe Augustin in die Pestgrube fallen und pumperlgesund wieder aufstehen kann", sagt Hutter. Das Warten auf die angepassten Impfstoffe dürfe jedenfalls keine Ausrede sein, ganz auf die Auffrischung zu verzichten.