Es gibt eine Steigerung von Stillstand: völlige Blockade. So verfahren war der Karren noch nie. Die griechische Bevölkerung ist nicht mehr gewillt, die Sparmaßnahmen und den Reformkurs fortzusetzen - vor allem, wenn kein Ende und kein Erfolg absehbar ist. Aus demselben Grund tun sich die Politiker der EU-Geberländer schwer, den Steuerzahlern neue Hilfskredite zu erklären.
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Der Währungsfonds pocht auf seine Statuten und ist mit Nabelschau (Chefsuche) abgelenkt. Die ohnehin fragile Allianz der EU-Partner droht vollends zu zerbröckeln: Vor allem die Europäische Zentralbank und die Regierung in Berlin sind uneins über die weitere Krisenstrategie. Deutschland will private Gläubiger gleichsam dazu zwingen, sich freiwillig an einer Hilfsaktion zu beteiligen - und hat sich mit dieser unausgegorenen Idee ins Eck manövriert. Und die Ratingagenturen gefallen sich als Lobbyisten der Finanzwelt und treiben - wie zynische Kommentatoren - die Politik vor sich her, indem sie eine Option nach der anderen vom Tisch nehmen.
Pleite für Bevölkerung noch schlimmer
In Griechenland ringt die Regierung von Giorgos Papandreou ums Überleben, die bisher ein zuverlässiger EU-Partner war und sich nur beim Zurückstutzen des hypertrophen Staates schwer getan hat. Nun gerät sie aber durch die Dauerproteste in die Defensive.
Was alle Akteure verkennen: So hässlich die Lage sein mag, es gibt keine Alternative. Sollten die Griechen damit liebäugeln, die Hilfskredite in den Wind zu schlagen und selbst den Staatsbankrott auszurufen, wäre ihnen (buchstäblich) nicht zu helfen: Sie würden von niemandem mehr Geld erhalten und müssten mit ihren (dürftigen) Steuereinnahmen auskommen. Diese reichen aber selbst ohne Zinsen- und Schuldendienst nicht aus: Die Bevölkerung müsste mit einem noch radikaleren Sparkurs leben. Auf dem Markt würden die Griechen wohl jahrzehntelang kein frisches Geld erhalten. Was der Finanz-Super-GAU für Portugal, Irland, aber auch Spanien bedeuten könnte, will man sich erst gar nicht ausmalen.
Für die anderen Sorgenkinder ist das Zuwarten der Politik schlimm genug. Den Finanzmarkt einen Monat lang ohne Aussicht auf eine Lösung vertrösten zu wollen, wäre katastrophal und hieße, eben so lange Hysterie, Panik und Gerüchte in Kauf zu nehmen. So wird das Überschwappen der Krise etwa auf Spanien geradezu heraufbeschworen.