)
AUA-Chef Ötsch von aufgebrachten Kleinaktionären zum Rücktritt aufgefordert. | Staller: "Der Scheich wird nicht kommen." | Wien. Steigt der arabische Investor Mohamed Bin Issa Al Jaber bei der AUA nun ein oder doch nicht? Diese Frage, die ganz Österreich schon seit Tagen beschäftigt, blieb auch gestern, Mittwoch, unbeantwortet. Ein Gipfelgespräch Dienstagabend hatte keine Einigung gebracht. Der wankelmütig gewordene Scheich ziert sich nach wie vor. Für alle Beteiligten (die AUA, die ÖIAG und die Regierung) ist damit weiter unklar, ob der saudische Milliardär seine vertraglich bereits fixierte Zusage einer 150 Millionen Euro Kapitalspritze, für die er ein Fünftel der rot-weiß-roten Airline bekommen soll, doch noch einhalten wird.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Knapp und einsilbig fiel daher auch das Statement von AUA-Präsident Peter Michaelis in der gestrigen, mit Hochspannung erwarteten Aktionärsversammlung aus: "Wir sind auf gutem Weg, das Vertrauensverhältnis wieder herzustellen." Viel mehr hatte der Alleinvorstand des staatlichen AUA-Haupteigentümers ÖIAG zur Causa Al Jaber nicht mitzuteilen. Insgesamt waren rund 550 Aktionäre und Gäste zum Wiener Austria Center gepilgert.
Management unter Sperrfeuer
Für den Vorstand und Aufsichtsrat der AUA hagelte es von Seiten der Kleinaktionäre jedenfalls massive Kritik. Zeitweise kamen die Wortmeldungen, die sich auf den unklaren Status des fix geplanten Einstiegs Al Jabers bezogen, aber auch auf angebliche Managementfehler und die wirtschaftliche Situation der Airline, einem "Tribunal" nahe. AUA-Chef Alfred Ötsch wurde wiederholt zum Rücktritt aufgefordert. Für Michaelis und Ötsch lautete die Devise: "Stahlhelm auf und durch."
Der schillernde Einzelkämpfer Rupert-Heinrich Staller, bekannt für seine Wortgewalt, sorgte in der Hauptversammlung für besonders scharfe Töne: "Das AUA-Emblem sieht mit ein bisschen Fantasie so aus wie ein roter Teppich, aber der Teppich wird leer bleiben. Al Jaber wird nicht kommen. Wir warten auf Godot." Detail am Rande: Vertreter des arabischen Hotel-Magnaten waren in der Hauptversammlung der AUA nicht anwesend - für Staller ein Indiz, dass aus dem ursprünglich geplanten Deal nichts mehr wird.
Der Aktionärsrebell legte noch ein Schäuflein nach: "Die Abstimmung über die Kapitalerhöhung (über die Al Jaber als neuer Großaktionär hereingenommen werden soll, Anm.) wird zur Scheinabstimmung, damit die Anwälte nachher klagen können. Was da heute abgezogen wird, ist ein unglaubliches Schauspiel."
Gewohnt scharfe Töne kamen auch von dem Wiener Kleinanlegerschützer Wilhelm Rasinger. Er machte Ötsch "persönlich für den Tiefflug der AUA in den vergangenen sieben Jahren mitverantwortlich". Ötsch war vor zwei Jahren für den Dänen Vagn Sörensen an die Spitze der Airline geholt worden, nachdem er zuvor jahrelang als Siemens-Manager dem AUA-Aufsichtsrat angehört hatte. Seinen Unmut formulierte Rasinger so: "Mir sind rote Manager, die schwarze Zahlen schreiben, lieber als schwarze Manager, die rote Zahlen schreiben." Ötsch wird der ÖVP, der schwarzen Reichshälfte, zugerechnet.
Vom Ergebnis der AUA im vergangenen Jahr zeigte sich Rasinger "tief enttäuscht". Ötsch habe damit "viel Vertrauen verspielt", 2007 sei ein Superjahr für die Airline-Industrie gewesen, wie Rasinger betonte. Darum sei auch der von der AUA ausgewiesene Gewinn von 3,3 Millionen Euro, der durch Rückstellungen aus nicht abgeflogenen Tickets entstanden sei, keineswegs als Erfolg zu werten.
Hart ins Gericht ging Rasinger auch mit den als zu hoch angesehenen Beratungskosten des Unternehmens, die letztes Jahr zwölf Millionen Euro ausgemacht hätten, was den durchschnittlichen Kosten von 177 Vollzeitbeschäftigten entspreche. Sein Statement schloss der Kleinaktionärsvertreter mit den Worten: "Die AUA darf nicht zu einer fliegenden ÖBB werden - und auch nicht zu einer Therapiestation für eitle oder erfolglose Manager und Selbstdarsteller."
Bisher keine Bankgarantie
In den Mittagsstunden zogen es dann viele Aktionäre vor, sich an den reichen Buffets zu laben, als den Wortgefechten im Saal zu lauschen. Dabei machte ein heißes Gerücht die Runde: Demnach sollen die Banken Al Jaber bei der Refinanzierung seines AUA-Investments im Stich gelassen haben. Weiche Knie sollen sie wegen des Kurses der Aktie (als Sicherstellung) bekommen haben.
Vom AUA-Management hieß es nur, dass bis jetzt keine Bankgarantie existiere. Für Rasinger war damit das Fass voll: "Es grenzt an grobe Fahrlässigkeit, wenn ein Vertrag geschlossen wird, ohne gleichzeitig Sicherheiten einzufordern, damit er auch erfüllt werden kann." Bei Blattschluss war die HV noch im Gang.