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Warum besser nicht gleich gut ist

Von Simon Rosner

Analysen

Viele Baustellen in Österreichs Fußball. | Langsam kehrt Vernunft ein. | Es hat ja auch nur besser werden können. Die vergangene Saison mit den beiden Konkursen von Sturm und dem GAK, die Absurdität um die Verlegung Paschings an den Wörthersee und der kuriose Abstiegskampf mit Rapid und der Wiener Austria in den Hauptrollen haben die Latte für die neue Saison nicht wirklich hoch gelegt.


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Es überrascht daher nicht, dass das Gesamtbild der T-Mobile-Liga zur Winterpause ein besseres ist als im Vorjahr. Doch besser ist nicht gleich gut, auch wenn die gestiegenen Zuschauerzahlen (plus 9,4 Prozent) auf ein höheres Niveau hindeuten würden.

Vielmehr hat sich die gesamte Liga geschlossen ins Mittelmaß begeben - für die schwächeren Klubs eine Auszeichnung, für die potenteren dagegen ein Armutszeugnis.

So hat die Austria in Sanel Kuljic zwar einen starken Stürmer, verfügt aber sonst über zu wenig Offensivkraft, um Kuljic mehr als ein, zwei Chancen pro Spiel aufzulegen. Rapid dagegen erspielt sich viele Möglichkeiten, hat jedoch keine geeigneten Angreifer.

Winterkönig Sturm Graz setzt wiederum auf eine sehr junge Mannschaft, die temporeichen, attraktiven Fußball spielt, jedoch fehlt es dem Team an Erfahrung und damit an der notwendigen Konstanz. Aufsteiger Lask hat hingegen viele Routiniers, die dann jedoch bei hohem Tempo überfordert sind. Und Salzburg hat einfach mit sich selbst Probleme.

Das Ergebnis ist da wie dort das gleiche, der Titelkampf spannend wie selten zuvor. Anders formuliert: So billig wie heuer gab es den Winterkönig noch nie. Sturm hat durchschnittlich nur 1,61 Punkte pro Spiel gemacht, das ist mit großem Abstand der niedrigste Wert aller Tabellenführer Europas, die mit einer Ausnahme (Malta) allesamt auf mehr als zwei Zähler im Schnitt kommen.

Eine Erklärung für die gegenwärtige Realität ist der kulturelle Wandel, in dem sich die Bundesliga befindet und der noch nicht abgeschlossen ist. Klubchefs und Manager, die ihre Vereine sorglos und bar der guten Sitten und des notwendigen Menschenverstands führten, völlig illusorische Ziele verfolgten, dafür aber nur die Geduld eines gestressten Autofahrers mitbrachten - diese Zeiten sind vorbei. Zwar noch nicht bei jedem Klub, aber manche brauchen eben ein bisschen länger.

In den meisten Teilen Österreichs ist jedenfalls Vernunft eingekehrt, die Ambitionen sind bescheidener, die Arbeit ist nachhaltiger. International hat sich der Rest Europas von Österreich weit entfernt. Allein in Belgien bekommen die Vereine das fünffache TV-Geld, bei den besseren osteuropäischen Klubs stehen meist millionenschwere Financiers dahinter.

Ein bisschen mitspielen werden Österreichs Klubs im Europacup immer, aber größere Erfolge? Die können vielleicht alle zehn Jahre passieren. Wenn die Vereine ihre nachhaltige Arbeit fortsetzen und intensivieren, scheint es aber immerhin möglich, dass in Zukunft mehr Spieler den Sprung aus der Bundesliga ins Ausland schaffen. Sturms Sebastian Prödl könnte schon in diesem Winter zu Werder Bremen wechseln. Die Grazer und die Liga würden zwar einen starken Spieler verlieren, es wäre für Liga und Klubs dennoch eine Auszeichnung. Und ein Beleg dafür, dass es langsam besser wird.