Nach dem Irak-Feldzug hieß es noch, Öleinkünfte würden den Wiederaufbau des Landes finanzieren. Anfang dieses Jahres verweigerte US-Präsident Bush unter anderem deshalb weitere Subventionen für die Infrastruktur. Nun rief er in Camp David Irak-Premier Maliki und sein Kabinett auf, einen Teil der Einkünfte aus der Erdölförderung dafür zu nutzen, den Lebensstandard der Bevölkerung zu verbessern.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Tatsächlich könnte der Irak heuer beim derzeit hohen Ölpreis mindestens 20 Milliarden Dollar erwirtschaften. Derzeit werden aber noch rund 80 Prozent der Einnahmen für Regierungsgehälter, Lebensmittel- und Benzinsubventionen, Pensionen und ähnliches verwendet. Für den Wiederaufbau von Schulen, Spitälern oder Energieversorgung bleibt da wenig Geld über. Experten beklagen, dass auch die notwendige Modernisierung der Ölfelder nicht erfolgt.
Dafür gibt es viele Gründe. Zum einen sind da die Aufständischen: Nicht nur, dass die Pipelines einfach zu treffendes Angriffsobjekt sind, fließt auch viel Geld, dass eigentlich für die Infrastruktur nötig wäre, in Sicherheitsmaßnahmen. Zum anderen geht viel gefördertes Öl durch Schmuggel oder Diebstahl verloren.
Bush greift allerdings zu kurz, wenn er die Vernachlässigung der Ölfelder nur dem gestürzten Machthaber Saddam Hussein anlastet. Auch die Kontrolle der Wiederaufbaumaßnahmen hat versagt - sogar bei den Amerikanern selbst. Die "New York Times" berichtete Ende April über die gescheiterte Wiedererrichtung einer Pipeline aus dem nordirakischen Kirkuk in die Türkei, die von US-Bomben zerstört worden war. Beauftragt war Halliburton, die Ölfirma, deren Aufsichtsratvorsitzender einst Dick Cheney hieß, heute US-Vizepräsident. Trotz der Warnungen der eigenen Konsulenten, der Boden eigne sich nicht für die nötigen Bohrlöcher, wurden die Arbeiten über Monate hin fortgesetzt - bis 75 Millionen Dollar verpulvert waren.