Zahlreiche Förderungen sollen zum Umstieg auf E-Autos motivieren. Einer konsequenten Verkehrswende in der breiten Bevölkerung stehen aber ebenso viele Defizite im Weg.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Elektromobilität wird als eine der zentralen Strategien im Kampf gegen den Klimawandel aufgezeigt. Elektromobilität ist die mobile Zukunft - oder zumindest ein wesentlicher Teil derselben. Fossile Energien haben als Treibstoff bald ausgedient. Die jüngsten politischen Entwicklungen scheinen diesen Vorgang, soweit absehbar, sogar noch zu beschleunigen. Derweil sich nicht leugnen lässt, dass E-Autos mittlerweile gar kein so exotischer Anblick mehr auf Österreichs Straßen sind (durchaus auch abseits der Großstädte), bleibt eine Akzeptanz in der breiten Bevölkerung bisher aus, selbst angesichts extrem hoher Spritpreise. Demgegenüber sind jedoch auffallend viele Firmenautos mittlerweile elektronisch unterwegs. Ohne sie würde der elektromobile Anteil am Straßenverkehr sehr viel überschaubarer aussehen.
Grund hierfür ist vermutlich die Tatsache, dass eine Umstellung für gewerbliche Kunden deutlich lukrativer ist als für Privatleute. Zwar ist mit der E-Mobilitätsförderung aus Mitteln des Klimaschutzministeriums und der Fahrzeugimporteure die zentrale Förderung sowohl Gewerbetreibenden als auch Privatleuten zu ähnlichen Modalitäten zugänglich (registrieren kann man sich bis 31. März 2023), doch Unternehmen genießen erhebliche Steuervorteile und können diese Förderung (je nach Gewerbeart und Standort) noch gegebenenfalls mit weiteren Fördermitteln kombinieren, die sich jedoch ausschließlich an Firmen, Kommunen oder gewisse Branchen richten.
Da E-Autos im Schnitt 30 Prozent teurer sind als die gleichen Modelle mit Verbrennungsmotor, macht diese Absetzmöglichkeit plus gebündelte Förderungen sie für Unternehmen deutlich attraktiver als für Private. Die Förderung ist für beide an bestimmte Auflagen gebunden (vier Jahre Haltedauer, Strombezug nur aus erneuerbaren Quellen), die stichprobenartig kontrolliert werden.
Es fehlt ein inklusiver E-Gebrauchtwagenmarkt
Auch der Ausbau der Stromsäulen ist derzeit noch nicht flächendeckend und überwiegend nur in gut betuchten Gegenden, entlang der Reiserouten und in stark frequentierten Urlaubsorten zu finden. Eine eigene Ladesäule am oder im Haus erweist sich für Private als teure Investition. Auch hier sind Firmen im Vorteil. Nicht nur, dass die Ladestationen üblicherweise für mehr als ein Fahrzeug genutzt werden, kann die Investition auch steuerlich geltend gemacht werden. Zudem gibt es bei betrieblichem Einsatz eine öffentliche Unterstützung dafür. Private kommen hier zwar nicht zum Zug, für sie besteht aber zumindest im Rahmen der "Förderungsaktion E-Mobilität für Private" die Möglichkeit, Ladeinfrastruktur, je nach Variante, mit bis zu 1.800 Euro bezuschussen zu lassen.
Dass Gewerbekonditionen beim Autokauf (bei gleicher Ausstattung) oft günstiger sind, ist an sich nicht neu. Schließlich kaufen Firmen auch gerne einmal mehr als ein Auto und haben tendenziell engmaschigere Erneuerungszyklen als Private. Und da sie ihre Fahrzeuge als Arbeitsmittel nutzen, können sie diese auch zu Recht steuerlich absetzen. Doch Private müssen oft in anderen Kategorien denken. Für sie ist ein preislich breit aufgestellter Gebrauchtwagenmarkt wichtig.
Der Akku ist das mit Abstand teuerste Bauteil beim E-Auto. Das macht aussortierte (aber noch grundsätzlich funktionale) E-Autos für den Sekundärmarkt sehr unattraktiv - weil die Preise (bedingt durch die Akkus) einfach nicht unter ein gewisses Niveau fallen. So ist der Gebrauchtwagenmarkt für E-Autos für große Teile des typischen Gebrauchtwagenklientels weitgehend uninteressant. Vor allem Fahranfänger und Geringverdiener sind auf erschwingliche Fahrzeuge angewiesen - und den bedienen aktuell nur die Verbrenner. Außer weit verbreiteten E-Kleinwagen wie dem Renault Zoe oder Spielereien wie dem zweisitzigen Renault Twizy gibt es kaum E-Autos, die auf dem Gebrauchtwagenmarkt unter 10.000 Euro zu haben sind.
Die Batterien werden nicht günstiger werden
Viele optimistische Befürworter der E-Mobilität reden sich gerne ein, dass die Batterien bald sehr viel billiger werden, und verweisen auf die bisherige Preisentwicklung. Das ist aus drei Gründen jedoch ziemlich abwegig:
Erstens hatte die bisherige Vergünstigung der Batterien vor allem damit zu tun, dass diese zunächst experimentell, dann in Kleinserien und schlussendlich in der Massenproduktion umgesetzt wurden. Dass eine solche Entwicklung das zugrunde liegende Produkt (vom Prototyp bis zum Massenprodukt) vergünstigt, ist vollkommen normal. Nur ist diese Entwicklung im Wesentlichen abgeschlossen. Sie hoffnungsfroh in die Zukunft weiter zu skalieren, ergibt keinen Sinn.
Zweitens werden Akkus in allen mobilen Computern (einschließlich Smartphones) verbaut, was die zugrunde liegenden Rohstoffe durch die steigende Nachfrage enorm verteuert. Ganz zu schweigen von häuslichen Speicherkapazitäten für nachhaltige Energien, die diese Nachfrage unweigerlich noch weiter befeuern werden. Das ist eine Konkurrenzsituation, die es beim Verbrenner so nicht gab. Dass Lithium sich über die vergangenen Jahrzehnte preislich nur in eine Richtung entwickelt hat - und zwar steil nach oben -, kommt nicht von ungefähr.
Drittens wird Lithium in absehbarer Zeit in Akkus nicht zu ersetzen sein. Zu gut sind seine Materialeigenschaften gegenüber den oftmals weit weniger flexiblen Alternativen.
Das führt dazu, dass der Erwerb eines E-Autos nur etwas für die Bevölkerungsschicht ist, die auch das nötige Kapital besitzt, um es sich leisten zu können. Die aktuelle Performance der E-Autos ist zwar in den vergangenen Jahren angestiegen - die Preise dafür aber auch. Vergleichsweise günstig sind nur kleine Stadtflitzer, die naturgemäß vor allem die Zielgruppe erreicht, die am wenigsten ein Auto braucht.