. . . oder auch nicht. Forscher haben entdeckt, warum manche Körperteile behaart sind, andere kahl.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 6 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Warum wachsen uns Menschen Haare auf dem Kopf oder unter den Achseln, jedoch nicht an anderen Körperstellen? Forscher gehen im Allgemeinen davon aus, dass die Nacktheit unseren Vorfahren im warmen Afrika einen Evolutionsvorteil gegenüber behaarteren Urmenschen brachte. Sie konnten ohne Ganzkörperfell überleben. Als sie dann gegen Norden auswanderten, schützten sie sich vor der Kälte mit Fellen. Das Kopfhaar diente weiterhin als Kälteschutz, Achsel- und Schamhaar hielten Bakterien auf Abstand.
Doch über welche Wege sorgte die Evolution dafür, dass der Mensch behielt, was er (nach wie vor) braucht? Ein US-Forschungsteam der Perelman School of Medicine an der Universität Pennsylvania ist dieser Frage nachgegangen. Es hat untersucht, warum Menschen Haare auf Armen und Beinen, nicht aber auf Handflächen und Fußsohlen wachsen. Dabei hat es einen natürlichen Hemmstoff entdeckt, den der Körper benötigt, um nackt zu bleiben. Der Hemmstoff blockiert einen Signalweg namens WNT, der normalerweise die Haare sprießen lässt. Das berichten die Forschenden im Fachmagazin "Cell Reports". "WNT-Signale sind nötig, damit Haarfollikel gebildet werden können. Wo sie blockiert werden, wächst kein Körperhaar, wo sie eingeschalten sind, wachsen Haare" wird die Dermatologin und Ko-Autorin Sarah E. Millar in einer Aussendung zur Studie zitiert. "Wir konnten zeigen, dass die Haut in unbehaarten Körperregionen jenen Hemmstoff erzeugt, der WNT an seiner Arbeit hindert."
Der natürliche Hemmstoff findet sich im Gewebe und heißt in der Fachsprache (sic) Dickkopf 2 (DKK2). Die Forscher analysierten Proben der unbehaarten Fußsohlen von Mäusen, deren Struktur sich, wie sie erläutern, mit der Unterseite des menschlichen Handgelenks vergleichen lasse. In den Proben fanden sie einen hohen Anteil an DKK2. Als sie jedoch DKK2 genetisch entfernten, wuchsen Haare, wo vorher keine waren.
"Das Experiment ist insofern signifikant, weil es zeigt, dass der das Haarwachstum fördernde Signalweg WNT selbst an unbehaarten Stellen angelegt bleibt, aber dort nur blockiert ist", erklärt Millar. Wäre die Evolution also irgendwann, vielleicht in lange andauernden Eiszeiten, wieder der Ansicht, dass die Ganzkörperbehaarung große Vorteile brächte, könnte sie die Haarfollikel wieder sprießen lassen.
Manche Säugetiere, wie etwa Hasen oder Eisbären, haben Haare auf den Fußsohlen. Millar und ihre Forschungsgruppe haben herausgefunden, dass bei ihnen die Fußsohlen nur niedrige Konzentrationen von DKK2 aufweisen, weswegen sie dort auch einen mehr oder weniger dichten Haarwuchs haben können. Für die Dermatologen ist dies ein Zeichen, dass sich die Produktion von DKK2 im Laufe der Evolution verändert hat, um verschiedene Haarwuchs-Muster je nach Bedarf der Tiere hervorzubringen.
Haarfollikel bilden sich früh
Haarfollikel bilden sich schon im Fötus, doch ihre Produktion endet ab der Geburt. Daher wachsen sie nach Verbrennungen oder tiefen, schweren Verletzungen nicht mehr nach. Als Nächstes wollen Millar und ihr Team herausfinden, ob auch hier die WNT-Inhibitoren die Bildung neuer Follikel verhindern. Die Arbeiten könnten unter anderem für Therapien gegen Haarausfall nützlich sein. Die Forschenden sind der Ansicht, dass DKK2 das richtige Ziel für neue medizinische Ansätze sein könnte. Wenn die Idee aufgeht, könnte die Glatze vielleicht bald der Vergangenheit angehören.