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Warum die Kalte Progression in den Unterricht gehört

Von Matthias Strolz

Gastkommentare
Matthias Strolz ist Klubobmann der Neos.

Kinder und Jugendliche sollen lernen zu hinterfragen, zu gestalten und zu verändern.


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Die Kalte Progression und ihre Abschaffung: seit Jahren von allerlei Regierungsmitgliedern angekündigt - nie umgesetzt. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Auf das Zusatzbudget in Form einer heimlichen, schleichenden Steuererhöhung wollen SPÖVP nicht verzichten. Damit machen sie auf Kosten der Steuerzahler gönnerhafte "Geschenke" an die eigene Klientel und finanzieren ihre verkrusteten Machtstrukturen. Genau deswegen treten wir Neos dagegen auf, dass uns Bürgerinnen und Bürgern jährlich mehr Geld aus der Tasche gezogen wird. Dieses Anliegen diskutiere ich derzeit in vielen Gespräche quer durch alle Bundesländer und häufig mit jungen Leuten. Wenn man sie auf die Kalte Progression anspricht, kommt oft ein Schulterzucken: Gehört davon hätten sie schon, aber was es für ihr eigenes Leben bedeutet, sei ihnen nicht klar. Dass es die Menschen ganz persönlich trifft und ihre Belastung dadurch jährlich wächst, das ist ihnen nicht bewusst. Woher auch?

Bisher geht es im Unterrichtsfach "Wirtschaftskunde" vor allem um volkswirtschaftliche Themen: das Bruttoinlandsprodukt, die Wirtschaftssektoren, Exporte und Importe. Wichtig, keine Frage. Aber wo bleibt das Vorbereiten auf die alltagsrelevanten Herausforderungen? Immer früher kommen unsere Jugendlichen mit dem Wirtschaftsleben in Kontakt. Sie entfalten sich, sie treffen Entscheidungen. Daher sollten sie lernen, die Konsequenzen ihres Handelns gut einzuschätzen: Was bedeutet der Handy-Vertrag für das Taschengeld? Worauf muss ich bei meinem ersten Mietvertrag schauen? Genau solchen Themen wird zu wenig Raum gegeben. Die Folgen sind bekannt: Verträge werden im Blindflug unterschrieben, der Weg in die Verschuldung ist wegen mangelnden Finanz- und Wirtschaftswissens rasch eingeschlagen.

Wir wollen mündige Bürgerinnen und Bürger - der aufrechte Gang durchs Leben. Dafür müssen wir ihnen auch das passende Werkzeug mitgeben: Bildung ist der Schlüssel, wirtschaftliche Bildung ein wichtiger Teil davon. Ich möchte, dass alle Kinder und Jugendlichen lernen, wie sie ihr Leben eigenverantwortlich organisieren und wie sie ihre Ideen in die Tat umsetzen können. Ich möchte, dass sie hinterfragen, gestalten und verändern. Und ich möchte, dass sie merken und aufschreien, wenn ihnen der Staat heimlich Geld aus der Tasche zieht.

Unternehmerische und wirtschaftliche Kompetenzen sollen im Schulalltag stärker verankert werden - am besten als Zielvorgabe für eine gemeinsame Mittlere Reife nach Ende der Schulpflicht. Bei der Umsetzung soll es im Sinne der Schulautonomie vielfältige Wege geben. Abgesehen vom theoretischen Wissen wollen wir auch den praktischen Austausch forcieren. Von einer verstärkten Zusammenarbeit zwischen Schulen und lokalen Betrieben können nur beide Seiten profitieren. Wenn sich meine Kinder einmal an ihre Schulzeit zurückerinnern, dann sollen goldene Erfahrungen des schöpferischen Anpackens und des co-kreativen Tuns dabei sein; und nicht nur ein Befüllen mit reproduzierbarem Wissen.