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Warum die nächste "Österreichische Stromlösung" vielleicht kein Flop wird

Von Helmut Dité

Analysen

Michael Pistauer hat seinem Nachfolger an der Spitze der Verbundgesellschaft die Latte ordentlich hoch gelegt: Heuer soll der Gewinn bei Österreichs größtem Stromerzeuger wieder um 15 Prozent steigen, das operative Ergebnis soll eine Milliarde Euro überspringen. Sein ambitioniertes Investitionsprogramm für die nächsten Jahre in Höhe von fast 7 Milliarden Euro hat der langjährige Verbund-Finanzchef, der 2006 auch den Vorstandvorsitz übernommen hatte, schon im Frühjahr im Aufsichtsrat auf den Weg gebracht. | 60 Prozent der Summe sollen im Ausland investiert werden, vor allem bei den stark wachsenden Beteiligungen in Frankreich, Italien und der Türkei. Denn der Verbund, "Österreichs Wasserkraft", erlöst schon seit Jahren weit mehr als die Hälfte seiner Umsätze im Ausland, der größte Einzelmarkt ist Deutschland.


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Im Inland waren die letzten Jahre mehr von fruchtlosem Hin- und Her-Gezerre auf dem Weg zu allen möglichen "Österreichischen Stromlösungen" geprägt, die schließlich regelmäßig von Schrebergartenstrategen blockiert wurden.

Mit der Liberalisierung der Energiemärkte in Europa, den stark steigenden Primärenergiekosten und den knapper werdenden Kraftwerkskapazitäten bei steigendem Strombedarf ist die Gartenlandschaft aber eine andere geworden: Österreich ist von einem Stromexporteur zu einem Netto-Importeur geworden.

Und, vor allem: Auf den Märkten gibt nicht der den Ton an, der die Endkunden hat, sondern der, der den Strom liefern kann. Am besten steht jener da, der 85 Prozent seines Stroms aus mehr oder weniger abgeschriebenen, also höchst kostengünstigen, Wasserkraftwerken generieren kann: Die "Gelddruckmaschine" Verbund hat in den letzten Jahren gehörig Muskeln angesetzt und die Preise an den internationalen Stromhandelsbörsen zeigen auch für die nähere Zukunft nach oben.

Seit einiger Zeit kaufen daher auch die heimischen Landesgesellschaften wieder mehr über Langfristverträge beim Verbund zu, statt sich an den Strombörsen um Importe zu balgen. Vor allem die Niederösterreicher haben zuletzt einen bemerkenswerten Strategieschwenk vollzogen.

Ob das alles jetzt auch dafür reicht, ein wenig Schwung in die von allen Seiten als nötig beschworene Konsolidierung der kleinteilig zersplitterten österreichischen Strombranche zu bringen, bleibt trotzdem fraglich.

Der neue Verbundchef Wolfgang Anzengruber übernimmt jedenfalls einen mittlerweile auch international zwar immer noch kleinen, aber gar nicht schlecht aufgestellten Player. Und einer, der schon bei dem Wunder dabei war, als die (roten) Salzburger Stadtwerke und die (schwarze) Landesgesellschaft Safe zur gemeisamen Salzburg AG wurden, der schafft auch vielleicht eine "Österreich AG" beim Strom.

analyse@wienerzeitung.at