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Warum ein normaler Schulstart wichtig ist

Von Monika Köppl-Turyna

Gastkommentare
Monika Köppl-Turyna ist Ökonomin und Direktorin des Forschungsinstituts Eco Austria.

Schulschließungen kosten bis zu 900 Millionen Euro an Wertschöpfung pro Woche.


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In Ostösterreich war diese Woche schon Schulbeginn. Jedenfalls so ähnlich: Erstmals werden die sogenannten Sommerschulen abgehalten. In Folge des Corona-Semesters ist sie ein Förderangebot in den letzten beiden Ferienwochen. Vor dem richtigen Schulstart in einer Woche graut aber vor allem den Eltern. Die Erinnerung an das Homeschooling ist noch frisch. Kaum jemand wünscht sich den Nebenjob als Aushilfslehrer zurück.

Die Corona-Aufzeichnungen eines US-amerikanischen Ehepaars zeigen, dass sie im Homeoffice alle drei Minuten von ihren Kindern beim Arbeiten unterbrochen wurden. Resultat: Die Arbeit der Eltern und die Ausbildung der Kinder leidet. Das Offenhalten der Schulen - mit klaren Regeln - muss also oberste Priorität haben. Denn, dass Bildung für Chancengleichheit und ein wirtschaftlich gutes, selbstbestimmtes Leben ganz oben steht, ist unbestritten.

So kommen zahlreiche Studien zu dem Ergebnis, dass sowohl der private als auch der gesamtwirtschaftliche und gesellschaftliche Nutzen von Bildung signifikant positiv ist. Im Schnitt aller entwickelten Länder liegen die privaten Bildungsrenditen bei bis zu 25 Prozent, jedes Jahr Schulbildung sorgt im späteren Arbeitsleben für ein bis zu einem Viertel höheres Gehalt. Ein Jahr Studium bringt ein Gehaltsplus von 13 Prozent. Auch auf die Gesellschaft wirkt sich Bildung gewinnbringend aus. Selbst wenn diese Renditen aufgrund der Kosten für Bildungsinfrastruktur geringer ausfallen. So erhöht jedes extra Jahr an Bildung aufgrund steigender Produktivität auch die Löhne anderer Personen. Dieser Nettoeffekt liegt bei mehr als 10 Prozent. Aber es geht nicht nur um Geld. Bildung hat eine Reihe weiterer positiver Effekte auf die Gesellschaft, sie lässt Ungleichheit und Kriminalität sinken und erhöht die politische Teilhabe.

In der Corona-Krise hatten die Schulschließungen weitreichende Folgen: Eltern, die zwischen Arbeit, Kinderbetreuung und Homeschooling wechseln mussten, konnten nicht konzentriert arbeiten. Neben langfristigen Effekten kommt es also zum akuten Verlust der produktiven Arbeitsstunden. Sollte es noch einmal zu Schulschließungen kommen, könnten pro Woche bis zu 15 Millionen Arbeitsstunden oder 900 Millionen Euro an Wertschöpfung verloren gehen. Um den Unterricht im Herbst gewährleisten zu können, braucht es deshalb dringend die entsprechende technische Ausstattung für Schüler und Lehrer, sowie technisches Knowhow und eine Einigung auf eine einheitliche Software.

Umso erstaunlicher, dass die Politik den offenen Fragen zum Schulstart aus dem Weg geht. Auch wenn es im Herbst ein Ampelsystem geben sollte, bleiben viele Punkte ungeklärt. Schaltet die Ampel auf rot, müssen wohl wieder die Eltern einspringen. Anders als bei einer Konjunktur-Ankurbelung durch Schnitzel-Gutscheine oder Steuerzuckerl, die sich vielleicht noch vor der Wahl auf das Stimmverhalten auswirken, lassen sich die Folgen der Schulschließung erst nach vielen Jahren und Jahrzehnten in vollem Ausmaß messen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Politiker von heute aber schon lange in Pension.