Zum Hauptinhalt springen

Warum Konzertpianisten heute kaum auf Bösendorfer spielen

Von Edwin Baumgartner

Analysen

Steinway und Yamaha führen. | Die wenigsten Pianisten reisen mit ihrem eigenen Instrument. Und das ist das Problem von Bösendorfer. Denn nicht jeder Konzertsaal verfügt über ein Spitzenprodukt der Wiener Klaviermanufaktur.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Es liegt an der Menge der Produktion: Unter den sehr vielen Klavieren, die Bösendorfer-Konkurrenten wie Steinway und Yamaha herstellen, findet sich eher ein konzerttaugliches als unter den im Vergleich relativ wenigen Bösendorfern.

Damit wissen die Pianisten: Egal, wo sie konzertieren - sie werden eher einen Top-Steinway- oder Top-Yamaha-Flügel vorfinden als einen Top-Bösendorfer. Daher spielen sie von vorneherein eher Steinway oder Yamaha.

Begonnen haben Bösendorfers Probleme in der Nachkriegszeit: Die Manufaktur lag in der russischen Zone Wiens. Die USA rüsteten die Konzertsäle in den Zonen der Westmächte mit amerikanischen Klavieren nach und stachen auch den damaligen Bösendorfer-Konkurrenten, Blüthner, aus, der ebenfalls in russischer Hand war.

In die Musikschulen wiederum hielten die im Preis-Leistungs-Segment unschlagbaren Yamaha-Produkte Einzug. Da die Musikschulen oft die Basis des Konzertbetriebs bilden, gelang es Yamaha über die aus Musikschulen kommenden Solisten, auch in den Konzertsälen Fuß zu fassen.

Weshalb Yamaha trotz seiner guten Position jetzt Bösendorfer übernimmt? Weil für das europäische Konzertpublikum die Traditionsmarke "Bösendorfer" höher steht als das Unternehmen, das man nach wie vor primär mit Heimorgeln verbindet. Mit dem Kauf von Bösendorfer fasst Yamaha auch im Bewusstsein des europäischen Klassikfans als Top-Unternehmen in Sachen Klavier Fuß. Der Preis dafür scheint dem japanischen Tasten-Giganten durchaus annehmbar.