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Warum leugnen für Russen günstiger ist

Von Christian Mayr

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Russland, 2014 in Sotschi mit 12Goldenen noch die Wintersportnation Nummer eins, muss diesmal in Pyeongchang bei Olympia zuschauen. Und auch die Fußball-Nationalmannschaft darf aufgrund des staatlich gelenkten Dopings bei der Heim-WM im Sommer nicht antreten. Derlei Gerüchte und/oder fromme Wünsche wurden dieser Tage selbst in seriösen internationalen Medien kolportiert - die Wahrscheinlichkeit, dass beide Szenarien wirklich eintreten, steht allerdings bei null. Man hätte dann auch gleich spekulieren können, dass womöglich Italien - als bestplatziertes europäisches Team - nachrückt, den Platz Russlands einnimmt und somit doch zur Fußball-WM fährt. Fakt ist freilich, dass die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) gerne hätte, dass das internationale olympische Komitee (IOC) endlich mit der schärfsten Waffe gegen Russland vorgeht - nämlich dem Total-Ausschluss. Doch das hat schon in Rio 2016 nicht funktioniert, wo bekanntlich ein fauler Kompromiss herausgekommen ist, der niemandem geholfen hat. Nur russische Leichtathleten und Paralympier wurden damals verbannt. "Das Verhalten des IOC war eine Schande", rügte jüngst Anti-Doping-Funktionär Joseph de Pencier. Allein, an der Haltung des IOC hat sich zwei Jahre später nichts geändert, daher wird wohl auch in zwei Wochen kein Olympia-Bann herauskommen. Zumal die Kritik der Wada keine inhaltliche mehr ist, sondern nur noch eine Glaubensfrage betrifft: Die Russen müssten nur die inkriminierenden Ergebnisse der McLaren-Untersuchung anerkennen sowie das flächendeckende Staatsdoping-System endlich gestehen. Scheint wie eine Petitesse, ist aus russischer Sicht aber eine Falle. Denn wenn sie jetzt alles zugeben, sind sie ganz sicher weg. Dann lieber in der Opferrolle verweilen - und sportlich doch dabei sein. Irgendwie geht nämlich immer.