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Warum man Christen verfolgt

Von Heiner Boberski

Politik

Alle Menschenrechtskataloge, alle modernen Verfassungen enthalten zwar auch den Satz, dass Menschen nicht wegen ihrer Religion verfolgt werden dürfen, aber der Alltag sieht, wie sich zeigt, in vielen Ländern ganz anders aus. Im günstigeren Fall können Angehörige religiöser Minderheiten in solchen Staaten als "Bürger zweiter Klasse" leben. Im weniger günstigen Fall zwingt man sie, ihren Glauben oder ihren Wohnsitz aufzugeben, oder man bringt sie um.


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Dass sich dieser Tage die deutschen Judenpogrome von 1938 jähren, erinnert auch daran, dass im Lauf der Geschichte Angehörige vieler Religionen sowohl zu den Tätern als auch zu den Opfern bei Verfolgungen aus Glaubensgründen zählten und dass dabei oft ethnische, ökonomische und soziale Motive bedeutsamer waren als die vorgeschobene Glaubensgründe. Wer nur unter Zwang die Religion wechselte, blieb häufig Bürger zweiter Klasse.

Dass heute oft Christen die Opfer sind, hat mehrere Gründe. Einer davon: In manchen Regionen wächst der Hass gegen die als christlich geltenden reichen westlichen Industriestaaten - vor allem gegen die USA. Die Christen dienen als kollektives Feindbild. Zweitens kann Angst um die eigene Identität eine Rolle spielen. Ein dritter Grund ist oft das soziale Engagement von Christen, das Machtinteressen im Weg stehen kann.

Die blutige Spur religiöser oder pseudoreligiöser Konflikte reicht nun bis ins 3. Jahrtausend. Es ist Aufgabe der vernünftigen Führer aller großen Religionen, die immer den Frieden, nicht den Hass gepredigt haben, der Regierungen und der UNO, dem Menschenrecht auf freie Religionsausübung endlich überall zum Durchbruch zu verhelfen.

analyse@wienerzeitung.at