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Endlich hat es der "Stern" am Sonntag auch ins ORF2-"Zentrum" geschafft. Es wurde das von der Frauenministerin geforderte gesetzliche Grapsch-Verbot ("das Gesetz um das Gesäß erweitern") diskutiert. Die muntere Debatte machte klar, dass sich das Macho-Zeitalter dem Ende zuneigt und der Schutz der Frauen verbessert werden muss. Ob durch zusätzliche Kriminalisierung oder durch verbesserte Anwendung der schon jetzt geltenden Regeln, blieb natürlich kontrovers. Daher sind politisch umsetzbare Lösungen in absehbarer Zeit wohl eher ungewiss. Die Entstehungsgeschichte der aktuellen Erregung über dieses latente Problem nährt nämlich überdies den Verdacht, dass es den Protagonisten in erster Linie nicht um die Sache, sondern um den politischen Effekt geht: der mit mehreren Monaten zeitverzögert reagierenden "Stern"-Redakteurin, die für ihren "Aufschrei" die Nominierung von Rainer Brüderle zum FDP-Spitzenkandidaten abwartete; aber auch der Frauenministerin, die nun auf den deutschen Zug aufspringt, obwohl sie doch die notwendige Diskussion schon längst selbst, etwa durch Vorlage eines Gesetzesentwurfs, hätte entfachen können. "Im Zentrum" machte aber auch klar: Gesetzesänderungen können nicht das Allheilmittel sein, sondern es bedürfe auch einer Bewusstseinsänderung nicht nur in der Rechtssprechung, sondern auch in der Bevölkerung. Neben dem Thema "sexuelle Belästigung" sollte man aber das größere Problem der Gewalt gegen Frauen in der Familie nicht aus den Augen verlieren.