Heimischer Sektor von Austro-Kroaten "unterwandert". | Wien. Viele, die am Sonntag das Auftaktspiel der Österreicher gegen Kroatien besuchten, trauten ihren Augen nicht: Obwohl erwartet wurde, dass tausende rot-weiß karierte Fans vom Balkan im Ernst-Happel-Stadion dabei sein werden, überraschte dann doch das Kräfteverhältnis. Mit rund 40:60 dürfte Österreich fanmäßig sogar in Unterzahl gewesen sein - ein bisher wohl erstmaliges Ereignis für den Gastgeber einer Großveranstaltung im modernen Fußball.
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Hauptgrund war, dass der österreichische Fanblock von in Österreich lebenden Kroaten unterwandert war - und zwar ganz legal. Denn für die 10.000 vom ÖFB (Österreichischer Fußballbund) vergebenen Karten konnten sich auch in Österreich lebende Kroaten bewerben. Und auch auf den internationalen Rängen hatten die Kroaten ein Übergewicht - obwohl es auf dem Papier anders aussehen müsste. "Von diesen Karten gingen 26 Prozent nach Österreich und weniger als 2 Prozent nach Kroatien", berichtet Uefa-Sprecher Wolfgang Eichler. Freilich: Auch hier werde nur der Wohnort und nicht die Anhängerschaft registriert. Trotzdem ist die Unterzahl-Situation seltsam, da beim Start der Bewerbung nur die Österreicher wussten, dass sie an diesem Tag in Wien spielen werden. Ergo dürften sich die Kroaten am Schwarzmarkt groß eingedeckt haben.
Auch Vorteil für Polen?
Dass die fehlende Trennung der Nationalitäten in den Fanblöcken ein Sicherheitsrisiko wäre, glaubt die Uefa nicht: "Es ist ein friedliches Turnier." Letztlich könne der ÖFB aber seine Bedingungen ändern und das Kartenkontingent an registrierte Fans vergeben: "Holländer und Engländer machen das auch." Eichler geht davon aus, dass die Österreicher gegen Polen und Deutschland ebenso kein echtes Heimspiel haben werden.