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Warum Österreichs Unis in Rankings noch lange schlecht aussehen werden

Von Heiner Boberski

Analysen

Dass Österreichs Universitäten viel besser sein könnten, als sie sind, wird keiner bestreiten. Dass sie so mies sind, wie es uns alle paar Wochen irgendein internationales Ranking vermittelt, ist aber nur nachvollziebar, wenn man sich die Kriterien dieser Bewertungen uneingeschränkt zu eigen macht.


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Und vor allem: Will man in Zukunft besser bei diesen Rankings abschneiden, erfordert das zum Teil Maßnahmen, die derzeit gar nicht im politischen Trend liegen.

Für das die Umsetzung der EU-Lissabon-Ziele beobachtende Brüsseler Institut Lisbon Council, das Österreichs Unis jüngst nur den vorletzten Platz unter 17 Ländern zuerkannte, ist zum Beispiel die Akademikerquote Hauptkriterium. Die steigt zwar in Österreich ständig, aber bis sie dem Spitzenfeld auch nur nahe kommt, wird Österreich noch viele Jahre als Ranking-Niete dastehen.

Ist es aber überhaupt erstrebenswert, Spitzenreiter Australien einzuholen, wo 59 Prozent einen Hochschulabschluss haben (welche Jobs sie nach dieser Ausbildung ausüben, verrät das Ranking nicht)? Österreich sei zu elitär, wird kritisiert; für einen Studienabschluss brauche man hier zum Beispiel 590 Pisa-Punkte aus Mathematik, in den drei Spitzenländern des Lisbon-Council-Rankings - Australien, Dänemark, Großbritannien - nicht einmal 550. Sind viele mäßig qualifizierte Uni-Absolventen einer geringeren Zahl angeblich überqualifizierter Akademiker wirklich vorzuziehen?

Dass die Absolventenzahl an Österreichs Unis gesteigert gehört, darüber sind sich alle einig. Dieses Ziel erreicht man aber, so argumentieren auch die Rektoren, eher durch eine optimale Betreuung einer langsam wachsenden Zahl von Studienanfängern als durch einen freien Zugang ohne alle Bedingungen. Ein solcher erhöht - wenn man die Gelder nicht ungeheuer steigert - die Drop-out-Raten, ohne die Quantität und die Qualität der Absolventen zu steigern.

Wenn etwas dringend verbessert gehört - das ist auch ein Kriterium in anderen, aussagekräftigeren Rankings -, so ist es die Betreuungsrelation an den Unis - das bedeutet aber eine stärkere Erhöhung der Zahl der Lehrenden in Relation zu den Studierenden.

Bei anderen Kriterien von Rankings wie Nobelpreisen oder vielen - möglichst oft zitierten - Publikationen werden Österreichs Unis in naher Zukunft auch keine Bäume ausreißen können, und in fernerer Zukunft auch nur dann, wenn alle Mittel effizient und nach Qualitäts-, nicht nach Quantitätskriterien eingesetzt werden.

Das Gratisstudium bevorzugt zwar in asozialer Weise die Oberschicht, ist aber nicht unbedingt ein Hindernis für eine bessere Universität. Wenn aber dann nicht von Studienbeginn an rigoros Leistung eingefordert wird, ist außer Quantität bald kaum noch ein Ranking-Kriterium erfüllbar.