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Warum Politiker nicht reden können

Von Walter Hämmerle

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Wider Erwarten ist dieses schöne Land noch immer voller mysteriöser Ereignisse: Plötzlich bleiben Rohberichte tatsächlich geheim und ein Ex-Politiker packt sogar aus - schonungslos angeblich.


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Mitunter vermag diese Republik tatsächlich noch zu überraschen: Gemeinhin dauert es ja nur Stunden, bis ein streng vertraulicher Rohbericht des Rechnungshofs in den heimischen Redaktionen eintrifft.

Ausgerechnet beim Skylink-Debakel des Wiener Flughafens wird mit dieser Gewohnheit nun gebrochen: Seit Freitag liegt der Bericht mit erheblichem politischen Sprengpotenzial bei den verantwortlichen Stellen - und diesmal scheinen sich tatsächlich alle an die vorgeschriebene Vertraulichkeit des Zwischenergebnisses zu halten. Zwar sickern vereinzelt durchaus erste Details durch, aber den Rohbericht als Ganzes scheint noch kein Außenstehender in Händen zu halten. Die Betonung dabei liegt allerdings auf "noch".

Dass dem so ist, darf getrost auf die Brisanz zurückgeführt werden, die der Bericht für das schwarze Niederösterreich und das wahlkämpfende rote Wien besitzt. Man kann sich ja durchaus mit Michael Häupl oder Erwin Pröll anlegen, aber mit beiden gleichzeitig grenzt im Osten Österreichs immer noch nahe an freiwilligen beruflichen Suizid.

Beim Thema Skylink endet auch die länderübergreifende Solidarität unter Parteifreunden: Dem Vernehmen nach sollen sowohl die niederösterreichische SPÖ wie auch die Schwarzen der Bundeshauptstadt bei ihren jeweiligen Kollegen im Rathaus beziehungsweise in St. Pölten angefragt haben, ob sie denn nicht, bitte sehr schön, den Rohbericht zwecks eigener parteipolitischer Nutzung bekommen könnten. Doch einmal mehr soll die Achse Häupl-Pröll allen Versuchungen widerstanden haben. Aber vielleicht sorgen ja noch Dritte für brisantes Rohmaterial im Wiener Wahlkampf .. .

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Warum scheitern Politiker - und besonders die österreichischen - so häufig daran, einen geraden Satz hervorzubringen? Dieser und etlichen anderen Fragen geht Bernhard Görg in seinem jüngsten Theaterstück nach, das am 4. Oktober Uraufführung feiert.

Die traurige Komödie aus der Feder des ehemaligen Wiener Vizebürgermeisters und ÖVP-Chefs trägt den Titel "Der letzte Vorhang"; gespielt wird das Ein-Personen-Stück über einen erfolglosen Provinzschauspieler, der in der krisensicheren Nische eines Trauerredners Zuflucht sucht, von Gerald Pichowetz.

Dem pompfünebrischen Inhalt entsprechend, geht die Premiere - im Zusammenhang mit der Langen Nacht der Museen - in einem Depot des Bestattungsmuseums in der Wiedner Wohllebengasse über die Bühne, mit Silvester übersiedelt das Stück in Pichowetz Gloria Theater.

Wirtschaftsforschern, die angesichts der regelmäßigen Falsifikation ihrer Prognosen dem Verzweifeln nahe sind, sei Görgs Stück besonders empfohlen: Angeblich lässt nämlich die Spendierfreudigkeit der Hinterbliebenen bei Begräbnissen genauere Rückschlüsse über die Entwicklung der Konjunktur zu als jede noch so sündhaft teure und unendlich komplexe wissenschaftliche Prognose.

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Wir haben es ja geahnt, aber jetzt ist es auch belegt: Eine objektive Beurteilung der idealen Regierungsgröße ist - leider, leider - nicht möglich. Zu diesem Schluss kommt eine Studie des Instituts für Parlamentarismus und Demokratiefragen. Bünde, Parteiflügel, Länder, Geschlechter - sie alle wollen berücksichtigt werden, und da ist von inhaltlichen Überlegungen noch gar nicht die Rede. Da hat man lieber mehr Ministerposten zur Verfügung als weniger.

Umso überraschender, dass Österreich mit seinen 14 Ministern europaweit die fünftkleinste Regierung im Verhältnis zu Einwohnern und Abgeordneten aufweist. Die fünf Staatssekretäre sind da allerdings nicht mitgezählt.