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Was ist von Heinz Fischer in seiner zweiten Amtsperiode als Bundespräsident zu erwarten? Wie wird seineAmtsführung aussehen?
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Führungsstile von Spitzenpolitikern sind beinahe ebenso stabil wie - hoffentlich - die dahinterstehenden Charaktere. Neben Wolfgang Schüssel und Jörg Haider zählt(e) Fischer zu den unangefochtenen Haudegen österreichischer Politik. Aber während der FPÖ-/BZÖ-Frontmann schon immer als politisches Chamäleon (Ralph Giordano) auftrat und sich beim ÖVP-Dompteur wenigstens ein Hang zu gesellschaftspolitisch konservativeren Positionierungen in späteren Jahren durchsetzte, bestach und besticht Fischer durch immerwährende Ausgewogenheit und Verlässlichkeit - oder, falls man ihm weniger gewogen ist, durch Langeweile veredelt mit einem Schuss Opportunismus.
Fischers Wahlstrategie stand schon 2004 ganz im Zeichen des "Rollenverzichts": Er trat weder, wie Klestil, mit dem Anspruch an, ein "aktiver" Präsident zu werden, noch wollte er als "Jetzt erst recht"-Präsident in die Hofburg einziehen, wie das bei Waldheim der Fall gewesen war.
Im Fernsehduell 2004 mit seiner Kontrahentin Ferrero-Waldner skizzierte Fischer indirekt, aber unmissverständlich sein Arbeitsprogramm: Das Ziel sei eine 80-Prozent-Zustimmungsrate am Ende seines ersten Amtsjahres. Er präsentierte ein Popularitätsniveau als sein zentrales Wahlversprechen, das in einem zunehmend konfliktbesetzten politischen Klima die Umsetzung des "Rollenverzichts" in Reinkultur erforderlich macht.
Und doch verkörpert Fischer keineswegs die personalisierte Neutralität: Sein Versprechen parteipolitischer Neutralität hielt er zumeist aufrecht; ganz anders aber verhält es sich in der Frage der Bildung einer Regierung, die einen offen parteiisch zugunsten der von ihm bevorzugten Regierungsvariante, der großen Koalition von SPÖ und ÖVP, auftretenden Fischer zeigt.
Ein Rückblick auf den Dezember 2006: Alfred Gusenbauer strampelte sich in jenen Wochen ab, den überraschenden Wahlsieg seiner Partei in den Koalitionsverhandlungen mit der Volkspartei in politische Inhalte und Machtanteile zu gießen. Damals brachte Fischer seine Überzeugung zum Ausdruck, es solle jetzt am besten wieder eine oder einige Legislaturperioden lang eine Zusammenarbeit der beiden "Großen" SPÖ und ÖVP geben. Das hätte etwas mit dem Bedürfnis nach unterschiedlichen Konstellationen und dem Ausschöpfen der Potenziale verschiedener Koalitionsvarianten zu tun, so Fischer damals.
Ob neutral oder parteiisch, ob im Wahlkampf oder in seiner Amtsführung, ob prinzipiengeleitet oder opportunistisch - in allem offenbart sich Fischer als konsensverhafteter Politiker. Er hat sich die Tür zu "kleinen" Revolutionen denkbar weit offen gelassen. Alles freilich im Rahmen von "more of the same".
David Wineroither ist Universitätsassistent am Institut für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck.