Türken in Österreich sind zwiegespalten über den Besuch des türkischen Premiers in Wien.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Was denken die in Österreich lebenden Türken über den anstehenden Besuch des türkischen Premiers Recep Tayyip Erdogan? Die "Wiener Zeitung" hat drei von ihnen gefragt.
"Wo ist hier die Demokratie?"
Mehmet T., Angestellter: "Ich sehe die Türkei momentan im Mittelpunkt des Geschehens. Warum? Dies ist ganz einfach erklärt: Die Türkei ist jetzt die Kraft des Ostens, produziert eigene Kampfjets, Hubschrauber und Waffen. Außerdem sieht die Infrastruktur viel besser aus, als in einigen EU-Mitgliedssaaten.
Der Westen verliert die Kontrolle über die Türkei und versucht mit allen Mitteln die Türkei und deren jetzige Regierung schlecht darzustellen. Mir persönlich ist es egal, wer in der Türkei regiert. Es soll nur einer sein, der auch wie Erdogan für sein Land lebt und gewisse Dinge gewährleistet, wie etwa: genug Krankenhäuser, kilometerlange Autobahnen, Flughäfen, Arbeitslosengeld, Sozialversicherung, etc. Das und vieles mehr ist Erdogan - und nicht das, was ihr in den jüdisch gesteuerten Medien sieht. Wer die Wahrheit sehen will, soll einfach mal einige Artikel miteinander vergleichen, die widersprechen einander nämlich immer wieder, leider. Warum sollte der Meister nicht kommen, wo ist hier die Demokratie, von der die Medien berichten?"
"Wir wünschen uns einen Rücktritt"
Tülay Yilmaz, Nachhilfelehrerin: "Jemand, der in seinem Land Menschen durch den Einsatz von Staatsgewalt tötet, möchte in einem anderen Land demokratische Rechte für seine Wahlreise in Anspruch nehmen. Das ist mehr als bedenklich.
Wir wünschen uns einen Rücktritt und dass man Verantwortung übernimmt für diese Taten. Eine Machtdemonstration in Europa und Polarisierung hier lebender Menschen ist nicht konstruktiv."
"Nicht immer der perfekte Ton"
Gözde T., Studentin: "Erdogan hat die Wirtschaft der Türkei deutlich angekurbelt, was vor ihm keiner getan hat. Dank der heutigen Regierung hat die Republik Türkei einen sehr großen Aufschwung erlebt und das kann man einfach nicht leugnen.
Der Ton macht die Musik, aber Erdogan ist für mich ein Politiker, der leider Gottes nicht immer den perfekten Ton an den Tag legt und sich in vielerlei Hinsicht einfach total falsch ausdrückt. Ich verstehe deshalb beide Seiten, diejenigen, die sich über ihn aufregen, und diejenigen, die froh sind, endlich einen Politiker zu haben, der die gesamte Türkei aktiv vorantreibt. Bezüglich des Besuches in Wien bin ich zwiegespalten. Einerseits finde ich den Besuch unnötig, genauso wie alle Proteste für und gegen ihn, die hier bisher stattgefunden haben - meiner Meinung nach ist das alles fehl am Platz. Andererseits spricht nichts dagegen, dass er als der aktuelle Ministerpräsident den türkischen Migranten in Österreich zeigen möchte, dass er sie nicht vergessen hat und dass die damals ausgewanderten Gastarbeiter und ihre Familien noch immer im Herzen der Türkei sind, auch wenn Österreich ihre neue Heimat geworden ist."