Immer mehr Ansiedelungen, aber immer weniger Industrie - eine Analyse.
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Wien. Ausländische Investoren setzen wieder verstärkt auf den Wirtschaftsstandort Österreich. Stabilität war - neben der nach wie vor herausragenden Drehscheibenfunktion für den CEE-Raum - offenbar eines der stärksten Argumente - besonders stark war der Zuwachs von Unternehmen aus den unmittelbaren Nachbarländern Italien, Ungarn und Slowenien. Die staatliche Betriebsansiedelungsagentur ABA-Invest betreute im Jahr 2013 trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes 228 Ansiedelungsprojekte internationaler Unternehmen - um 27 mehr als im Jahr davor. Noch mehr waren es nur im Jahr 2008 mit 256 Projekten.
"Die Zahlen zeigen, dass der Standort Österreich für ausländische Investoren attraktiv und wettbewerbsfähig ist", resümierte Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner in jüngster Vergangenheit. Auch Wiens zuständige Vizebürgermeisterin und Finanzstadträtin Renate Brauner zeigt sich demonstrativ zufrieden: Wieder entfiel der weitaus größte Anteil der Neuansiedlungen auf Wien - mit 133 neuen Betrieben erreichte man sogar einen neuen Rekord. Seit 2009 haben weit mehr als 500 internationale Firmen ihren Sitz neu in Wien aufgeschlagen oder - wie Ende 2013 der Autozuliefer-Riese Magna seine zuvor in Niederösterreich angesiedelte Europazentrale - in die offenbar kostengünstigere Bundeshauptstadt verlegt.
Weniger Arbeitsplätze, weil weniger Industrie
Und auch die Rolle Wiens als Tor zu Zentral- und Osteuropa hat nicht wirklich gelitten: Erst gestern gab der Kosmetik-Riese Beiersdorf bekannt, dass er "alle Managementressourcen in Zentral- und Osteuropa (CEE), sowie Polen und den Baltischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen) in der neuen Management-Unit Beiersdorf Eastern Europe mit Hauptsitz Wien bündelt".
Stark gesunken ist 2013 aber die Zahl der Arbeitsplätze in den neuen Betrieben. Der Grund: Während die Zahl der Start-ups und mittleren Unternehmen stark zunimmt, sinkt die Zahl der großen Industrieunternehmen in der Stadt weiter. Aktuell muss die Stadt mit der Absiedelung des Steyr-Militärfahrzeugbaues des US-Konzerns General Dynamics wieder Einbußen bei Industriearbeitsplätzen registrieren.
Nach Branchen machen die Sektoren Handel, Tourismus - das größte Investitionsprojekt war 2013 das Melia Hotel im neuen Wiener DC-Tower - IT, "Personennahe Dienstleistungen & Consulting" sowie "Life Sciences" schon weit mehr als die Hälfte aller Neuansiedlungen aus, auf "Industrienahe Dienstleistungen" entfallen gut 40 Prozent.
Wahrscheinlich zeigt eine Neuansiedlung aus Großbritannien den wahren Standort-Reiz Wiens, nämlich die Mischung aus smartem Forschungs-Hotspot und weltbester, grüner Lebensqualität: "Lock8" entwickelt intelligente Fahrradschlösser.