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Gesetzlich vorgesehene Vorgänge gelten in der Regel als eher unspektakulär, wenn sie vonstattengehen. Interessanter wäre eher, wenn sie nicht stattfinden. Dass der ORF-Stiftungsrat nach einer Wahl entsprechend dem demokratischen Wahlergebnis neu besetzt wird, ist so ein Routineereignis, das vom Gesetz her so vorgesehen ist. Dass unter einem SPÖ-Kanzler vor allem SPÖ-nahe Mandatare bestellt wurden, hat jahrelang niemanden gestört. Dass nun unter einem ÖVP-Kanzler vor allem ÖVP-nahe Mandatare zum Zug kommen, dürfte jetzt für manche einem Skandal gleichkommen, wenn man sich in den Sozialen Medien umsieht. In diesem Zusammenhang wurde bekannt, dass der ehemalige Caritas-Direktor Franz Küberl (er trat 2016 altersbedingt in den Ruhestand) dem neuen Gremium nicht mehr angehören wird. Anlass für manche, darüber zu lamentieren, dass "der letzte unabhängige Stiftungsrat" abgelöst werde. Das ist insofern kurios, als Küberl in manchen Medien zwar als "unabhängig" aufschien, jedoch in der Regel mit der ÖVP oder jedenfalls mit der Regierungsfraktion stimmte. Bei der Wahl des amtierenden ORF-Chefs entschloss er sich, nicht an der Entscheidung teilzunehmen. Wieso sein kolportierter Nachfolger aus dem Katholischen Familienverband, wie die Caritas von der katholischen Kirche getragen, jetzt als ÖVP-nahe geführt wird, Küberl jedoch nicht, bleibt schleierhaft. Aus einem Wechsel Kirche gegen Kirche wird man wohl keine böswillige Umfärbung konstruieren können.