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Das menschliche Genom steht angeblich vor der Enträtselung. Man fantasiert von verbesserten, geklonten, stets gesunden Menschen, obwohl man selbst die Welt zu diesem zukünftigen Zeitpunkt aus einem anderen Blickwinkel betrachten dürfte.
Zum Thema Genom gestaltete Birgit Dallheimer ein "Journal Panorama" (Mittwoch, 18.20 Uhr), das ein etwas ruhigeres Licht auf die aufgeregt-schnelle Entwicklung warf: Das, was man jetzt über die Gesamtheit der menschlichen Gene wisse, sei ungefähr vergleichbar einem unübersehbar langem Buchregal. Die Genom-Forscher haben in jedem Buch auf jeder Seite in jeder Zeile alle Buchstaben entdeckt, aber sie wissen nicht, was die Buchstaben bedeuten - sie haben noch nicht einmal Wortgrenzen erkannt . . . Wer meine, dass nur die Gene den Menschen und seine Fähigkeiten ausmachen, der habe "ein ziemlich primitives Menschenbild". Ähnlich argumentiert übrigens auch der Gottseibeiuns der Biologen, Rupert Sheldrake, in seinem Buch "Das Gedächtnis der Natur".
Von einer geisteswissenschaftlichen Rebellion berichtete um 21 Uhr auf 3sat Michael Peers Film "Die Shakespeare-Verschwörung": Die Verfasserin ist mit den Urhebern des Films zum Teil bekannt, also war sie bei der Erstausstrahlung im ORF eigentlich zu nervös, um den Film "in cold blood" zu beurteilen. Diesmal allerdings fand ich die Argumentation unwiderstehlich: Edward de Vere, 17. Graf von Oxford, ist wohl tatsächlich Urheber der sogenannten Shakespeare-Stücke. Der Film wird übrigens zu Weihnachten noch einmal ausgestrahlt.