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Was bitte ist ein Relotius?

Von Christina Böck

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2018 wurde bekannt, dass der Autor Claas Relotius mit frei erfundenen Reportagen den "Spiegel" und andere Medien - auch dieses - getäuscht hatte. Bully Herbig - man kennt ihn als Macher von Klamauk wie "Der Schuh des Manitu", der sich zuletzt auch weniger Schenkelklatscherischem wie der Flucht aus der DDR in "Der Ballon" gewidmet hat - hat diesen Presse-Skandal verfilmt. Am Dienstag gab außerdem der Sender Sky bekannt, dass an einem Dokumentarfilm zum Thema gearbeitet wird. Im Frühjahr 2023 soll er erscheinen.

Zur Vorankündigung dieser Filme würde sich wohl am besten ein Interview, das ein falscher Claas Relotius mit einem falschen Claas Relotius führt, anbieten. Liest man freilich das Interview, das (der echte, also zumindest glaubt man das) Relotius zwei Jahre nach Auffliegen und darauffolgendem Aufenthalt in der Psychiatrie gegeben hat, könnte einem das Lachen im Hals stecken bleiben. Da erzählt er etwa, dass er einmal im Studium spontan nach Kuba geflogen sei, "in meiner Erinnerung bin ich damals weiter nach Mexiko geflogen, aber ich kann heute keinen Beleg dafür finden, dass ich im Sommer 2010 tatsächlich in Mexiko gewesen bin".

Hinter dem oft flapsig-raschen Urteil der Fake-News schien hier mehr zu stecken. An dem rasant gesunkenen Vertrauen der Menschen in Medien scheint Relotius keine Schuld zu tragen. Laut einer Umfrage für den Film haben sieben von zehn Befragten noch nie von diesem Skandal gehört.