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Was bleibt von Mister Red Bull

Von Karl Leban

Wirtschaft

Dietrich Mateschitz war einer der erfolgreichsten Unternehmer des Landes und Red Bull nur der Anfang.


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Trauer um Dietrich Mateschitz: Nach schwerer Krankheit ist der umtriebige Selfmade-Milliardär am Samstag, 22. Oktober, im Alter von 78 Jahren verstorben. Mit ihm verliert Österreich einen seiner erfolgreichsten Unternehmer. Mateschitz’ Name steht vor allem als Synonym für den Salzburger Getränkekonzern Red Bull, um den der gebürtige Steirer ein weitverzweigtes Sport-, Medien-, Immobilien- und Gastronomie-Imperium aufgebaut hat. Red Bull gilt als meistverkaufter Energydrink der Welt und ist mit 17 Milliarden Euro die wertvollste heimische Marke.

Das Rezept für das Getränk war zwar nicht Mateschitz’ Erfindung. Aber dass das aus Thailand stammende Aufputschmittel ein modern verpacktes Genussmittel wurde, das klug vermarktet einen globalen Siegeszug antrat, war sein Verdienst. Vom Start weg feilte Mateschitz, der am 20. Mai 1944 in Sankt Marein im steirischen Mürztal geboren wurde, intensiv am Image des Getränks, sponserte gezielt zunächst die alternative Klubszene sowie Extremsportarten und reinvestierte konsequent stolze Summen ins Marketing.

Der wachsende Geschäftserfolg beflügelte seine unternehmerischen Aktivitäten und ließ ihn in der Folge sukzessive in breitenwirksame Sportarten einsteigen: Heute betreibt Red Bull nicht nur Fußball- und Eishockey-Klubs sowie Formel-1-Rennställe, sondern unterhält auch hunderte Sponsoring-Verträge mit Spitzensportlern.

Dabei hatte alles wie bei fast jeder Unternehmer-Story klein begonnen. Zunächst studierte der Sohn eines Lehrer-Ehepaares in Wien Betriebswirtschaft - länger als es hätte sein sollen. Mateschitz galt als Bummelstudent. Nach seinem Universitätsabschluss sammelte der frisch gebackene Diplomkaufmann bei Jacobs Kaffee und der Unilever-Tochter Blendax erste Berufserfahrungen. Beim Zahnpasta-Hersteller stieg er bis zum Marketingdirektor auf.

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Reichster Österreicher

Bei einer seiner Dienstreisen wurde Mateschitz in Asien auf Aufputschgetränke aufmerksam. Er sah Potenzial im Produkt und beschloss, es in Europa auf den Markt zu bringen. Mateschitz erwarb die Lizenzrechte am thailändischen Energydrink "Krating Daeng", auf Englisch "Red Bull", und gründete 1984 gemeinsam mit der thailändischen Herstellerfamilie Yoovidhya das Unternehmen.

Rund um den Erdball führte Mateschitz das koffein- und taurinhaltige Getränk 1987 - vor 35 Jahren - ein. Vielen ist der langjährige Werbeslogan "Red Bull verleiht Flügel" noch heute im Ohr.

In der Folge Jahr für Jahr rasant wachsend, verkaufte Red Bull 2021 weltweit bereits 9,8 Milliarden Dosen und setzte dabei 7,8 Milliarden Euro um. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen, das seinen Hauptsitz in Fuschl am See in Salzburg hat, mehr als 13.600 Menschen in insgesamt 172 Ländern.

Zuletzt hielt Mateschitz nach wie vor 49 Prozent an der Red Bull GmbH, während die Mehrheit vom Joint-Venture-Partner, der Familie Yoovidhya, gehalten wird. Es ist fix damit zu rechnen, dass Mateschitz’ 30-jähriger Sohn Mark die Anteile seines verstorbenen Vaters, der niemals verheiratet war, nun übernehmen wird - und auch die übrigen Assets des weitverzweigten Firmenreichs.

Mark Mateschitz wird auf alle Fälle ein riesiges Erbe antreten. Denn sein Vater war nicht nur der reichste Österreicher, sondern überhaupt einer der reichsten Menschen der Welt. Das US-Magazin "Forbes" führte ihn heuer mit einem geschätzten Vermögen von umgerechnet 25,1 Milliarden Euro auf Rang 51 in seinem Ranking der Super-Reichen. Zum umfangreichen Erbe gehören auch viele Wirts- und Gutshäuser, Schlösser, Hotels und eine Brauerei, aber auch Wälder, Weinberge und Fischteiche sowie eine Insel im Südpazifik.

Interviews waren selten

Medien gegenüber war Mateschitz in der Regel scheu. So gab er nur selten Zeitungsinterviews, TV-Interviews grundsätzlich nicht. Abgesehen davon spielte Mateschitz dennoch auf der Medienklaviatur, indem er unter anderem mit Servus TV einen eigenen Fernsehsender sowie eine Reihe von Zeitschriften- und Buchverlagen ins Leben rief.

Großzügig zeigte sich Mateschitz, wenn es um Spenden für medizinische Projekte ging. Der Paracelsus Medizinischen Privatuni in Salzburg stellte er für ein Forschungszentrum zu Rückenmarksverletzungen 70 Millionen Euro zur Verfügung. Das war eine der größten Spenden, die eine Universität in Europa je von einer Privatperson erhielt. Daneben unterstützte Mateschitz als Mitbegründer aber auch die Stiftung "Wings for Life", die Querschnittslähmung heilbar machen will.

Allerdings zeigte der Mäzen und Menschenfreund auch andere Seiten - etwa als 2016 Mitarbeiter von Servus TV gegen seinen Willen einen Betriebsrat gründen wollten. Da wollte er den Sender kurzerhand zudrehen. 264 Angestellte standen vor der Kündigung, bis sich der Red-Bull-Boss doch noch überzeugen ließ, Servus TV fortzuführen - nach der Zusicherung, dass es keinen Betriebsrat geben werde, wohlgemerkt.

Indes wird Mateschitz hierzulande hoch angerechnet, dass er 2014 mit dem Grand Prix von Österreich die Formel 1 nach Spielberg in die Steiermark zurückgeholt hat. Für Impulse in einer Region, die unter dem Niedergang der Schwerindustrie besonders gelitten hat, sorgte er dort auch als Partner des Bundesheeres bei der Flugshow Airpower. Von seiner Leidenschaft fürs Fliegen zeugen die "Flying Bulls" - eine Flotte historischer Flugzeuge und Hubschrauber - sowie der "Hangar 7" am Salzburger Flughafen.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen erklärte am Sonntag, mit Mateschitz sei "ein großer Förderer des heimischen Spitzen- und Extremsports von uns gegangen. Mateschitz hat Österreichs Unternehmens- und Sportlandschaft geprägt wie wenig andere in unserem Land". Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) sagte, Österreich habe nicht nur einen der erfolgreichsten Unternehmer und einen großen Innovatoren verloren, "sondern auch einen Menschen, der sich Zeit seines Lebens in höchstem Maße für soziale und gesellschaftliche Zwecke engagiert hat".

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