Bei Mitarbeitern der Teilgewerkschaften herrscht Unmut. | Hennerbichler: Aufgabe der Vizepräsidenten wäre gewesen, nachzufragen. | "Wieviel Geld der ÖGB noch hat, weiß niemand." | Wien. In den Teilgewerkschaften, bei den Beschäftigten aber auch bei den Funktionären im ÖGB herrscht Unmut. Gerhard Hennerbichler, Zentralsekretär der Gewerkschaft Druck, Journalismus, Papier, berichtet von einer Missstimmung. "Was da passiert ist, ist mit nichts zu entschuldigen", sagt er im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
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Jeder Mitarbeiter und Funktionär stelle sich dieselbe Frage: Wie könne es sein, dass zwei Leute den gesamten ÖGB in Geiselhaft nehmen können? - Gemeint sind Fritz Verzetnitsch und Günter Weninger.
Hennerbihler hat da seine Vorstellung, wie er in einer solchen Lage gehandelt hätte: "Wenn Generaldirektor Elsner eine Haftung verlangt - da brauche ich kein Wirtschaftsfachmann zu sein -, muss man einmal nachfragen, wie es zu dieser Situation gekommen ist. Als Präsident würde ich sagen: ,Wenn du das nicht sofort stoppst, bist du deinen Job los." Der nächste Schritt wäre für ihn gewesen, das Präsidium zu informieren.
Warum das klar ist, kann der DJP-Zentralsekretär ganz einfach erklären: Wenn eine Teilgewerkschaft einen Funktionär zu einer internationalen Veranstaltung nach Brüssel schicke, brauche es einen Beschluss. Für eine Verpfändung des gesamten ÖGB-Vermögens brauche es keinen Beschluss?
Präsidium ist Aufgaben nicht nachgekommen
Im übrigen stellt sich für Hennerbichler die Frage, warum die sechs Vizepräsidenten nicht einmal nachgefragt hätten, wie es mit den Finanzen sowohl des ÖGB als auch der Bawag stehe? "Wenn nicht nachgefragt wurde, dann ist das Präsidium seinen Aufgaben nicht nachgekommen." Vizepräsidenten sind oder waren: Weninger (seit 2003 Rudolf Hundstorfer, Gewerkschaft der Gemeindebediensteten), Hans Sallmutter (GPA, 2005 ausgeschieden), Rudolf Nürnberger (Metaller), Johann Driemer (Bau/Holz), Renate Csörgits (Frauen) und Karl Klein (Vorsitzender der Fraktion Christlicher Gewerkschafter; bis 2003 Fritz Neugebauer).
Sallmutter hat seinen Fehler bereits eingestanden. Im "Kurier" sagte er: "Ich mache mir Vorwürfe, weil ich zu wenig gefragt habe."
Jedenfalls könne man jetzt sagen, Verzetnitsch und Weninger seien dem Bawag-Generalsdirektor auf den Leim gegangen, resümierte der DJP-Zentralsekretär. "Hätte das Präsidium davon gewusst, wäre der Skandal noch größer."
Gefragt, ob jetzt klar sei, wieviel Vermögen der ÖGB noch habe, sagte Henenrbichler: "Das weiß niemand." - Zumindest nicht auf Ebene der Teilgewerkschaften. Möglicherweise sei das Präsidium jetzt schon eingebunden.